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Hans Maercker: Geschichte der ländlichen Ortschaften und der drei kleineren Städte des Kreises Thorn  


Rathausturm mit Copernicusdenkmal

Geschichte

der ländlichen Ortschaften und der drei
kleineren Städte
des

Kreises Thorn

Von
Hans Maercker
1899

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Seite 551 - 555:

Alt-Thorn und Alt-Thorner Kämpe

 

Die Zahl in blauer Klammer [23] bezeichnet in diesem Dokument immer den jeweiligen Seitenanfang im Original.

[551]Alt-Thorn

Turno und Tarnowo (1222), Aldenthorun (1346), Aldthorn (1454), Alde Thoran und Ald Thorun (1457), vetus Thorun (1515).

Es ist ein Dorf bei Gurske2).

Durch die am 5. August 12223) zu Lonyz ausgestellte Urkunde verlieh Herzog Conrad von Masovien und Kujavien dem ersten Bischof von Preussen Christian eine Theil des Kulmerlandes. Ausserdem verlieh ihm Bischof Gethko von Plock mit Zustimmung seines Kapitels die Dörfer Papowo (Papau) und Tarnowo (Altthorn). Diese gesammte Schenkung trat Bischof Christian i. J. 12304) dem deutschen Orden ab, der mit der Eroberung des Landes begann.

Unter der Reihe von Befestigungen, die zunächst nur als Erdwerke mit Holzbau hergestellt wurden, befand sich nach übereinstimmender Ueberlieferung als erste ein um eine Eiche ausgeführter Bau, deren Krone mit Erkern und Zinnen versehen wurde5). Der Standort dieser Anlage war wahrscheinlich bei Altthorn, auf dessen Grund i. J. 1231 die Stadt Thorn angelegt wurde. Die wenig günstige Lage zwang i. J. 12366) zu einer Verlegung von Schloss und Stadt nach deren heu[552]tigem Standorte. Die erste Burg wurde alsbald vom Feinde zerstört. Durch einen Tausch mit der Stadt Thorn vom 9. Febr. 12621) ging die Viehweide zu Altthorn wieder an den Orden über, und dieser legte dort ein Vorwerk an, welches von einem Pfleger verwaltet wurde und das zur Komturei Thorn gehörte2). Es wurden hier i. J. 14463) 60 Haupt Rindvieh, 14 Kälber von diesem Jahre und 2 Schweiken gehalten. Im Kriegsjahre 14324) brannten die Polen Altthorn nieder, der Ordenshof wurde aber gerettet.

Als Ordensbesitzung wurde Altthorn von den Polen zu den königlichen Staatsgütern eingezogen, musste aber vom Könige in Folge der Finanznoth des Landes zugleich mit Seyde, Wangerin, Kielbasin und Mühle Leyne an Gottschalk und Katharina vom Wege verpfändet werden. Später beauftragte König Alexander die Stadt Thorn, die Pfandsumme abzulösen. Dies führte zu einem Streit zwischen der Stadt und den von Weges, zu dessen Beilegung der König am 22. April 15055) eine aus 2 Woywoden und 2 Kastellanen bestehende Kommission einsetzte. Jedenfalls ist Thorn hierdurch zunächst in den Pfandbesitz von Altthorn gelangt. Ueber die Schenkung an die Stadt als ewiger Besitz existiren 2 Urkunden des Königs Sigismund I., ein vom 11. Dec. 15146) d. d. Wilna, worin der Stadt die Wiederherstellung der Kirche in Altthorn zur Bedingung gemacht wird, und eine 2. vom 4. März 15157), worin diese Bedingung fehlt.

Bereits i. J. 15558) war das Gut Altthorn ein blosses Dorf, welches der Rath an einen gewissen Blasius Krause vermiethete. Später wurde es im Verbande mit Gurske mit einer Willkür ausgestattet und in Emphyteuse ausgegeben9). Die Abdämmung der Niederungsländereien begann nach einer grösseren Ueberschwemmung in Folge eines Rathsbeschlusses vom 23. Juni 158610). Zugleich mit Gurske litt das Dorf i. J. 168711) durch milittärische Erpressung, deren gesammter Schaden 503 fl. 20 Gr. betrug. J. J. 170412) hatte Altthorn 21 Hufen 1 Mgn. 236 R. und brachte 913 fl. 15 Gr. 3 Pf. Zins ein; der Einzelsatz pro Morgen war 45 und 25 Gr. je nach der Lage, doch war Höhenland wenig vorhanden.

[553]

Bei der Landesaufnahme von 1773 hatte Altthorn 19 Hufen 17 Mgn. 258 R. und lediglich deutsche Bewohner, darunter 9 Zinsbauern, welche ihre Höfe erblich besassen, 1 Eigenkäthner, der Handwerker war, und 3 Einlieger. Die Contrakte und die Ackerqualität waren dieselben wie bei Gurske.

Eine Ueberschwemmung i. J. 1786 gab zu einer Neuvermessung der Ortschaften Gurske und Altthorn i. J. 17891) Anlass, welche in Altthorn eine totale Versandung von 1 Hufe 3 Mgn. 243 QR. feststellte. Wie in Gurske, so reichten auch hier am 23. Aug. 1790 die Nachbarn des Dorfs ein Bittgesuch gegen die geforderte Einkaufssumme ein2)2).

Gegenwärtig bildet Altthorn als ein Theil von Gurske mit diesem eine combinirte Ortschaft. Selbstständige Acten und Grundbücher von Altthorn existiren nicht3).

Die katholische Kirche in Altthorn.

Sie führte den Titel Johannis des Täufers. Aus der frühzeitigen Anlage von Altthorn zu schliessen dürfte sie eine der ältesten Kirchen des Ordens im Kulmerlande gewesen sein.

Am 14. Okt. 13464) dotirte der H. M. Heinrich Dusmer die Kirche zum Gedächtniss an die vielen in ihr ruhenden Ordensbrüder mit den [554]Dörfern Przysiek, Smoln und Gurske und einer bereits vom Komtur Joh. Nothaft angewiesenen Wiese. Auch sollte der Komtur von Thorn ihr jährlich 2 Last Korn und 50 Mass Malz liefern. Der Pfarrer hatte freies Brenn- und Bauholz im Walde, freie Hütung für 8 Schweine mit den Schweinen des Schlosses in den "Eicheln" und Viehweide mit dem Dorfsvieh. Die Bauern sollten ihm jährlich 2 Mk. zur Haltung eines scolaren zahlen.

Im ordo synody laicalis von 14451) wird die Kirche noch gleich andern Kirchen aufgeführt. Da sie aber 70 Jahre später als längst verfallen und ohne Gottesdienst beschrieben wurde, so kann man annehmen, dass sie den Wirren des grossen Krieges zum Opfer gefallen ist. Die Schenkung des Ortes Altthorn an die Stadt Thorn benutzte König Sigismund I, um der letzteren durch die bereits erwähnte Urkunde vom 11. December 1514 die Wieder-herstellung der Kirche und die Sorge für den Gottesdienst vorzuschreiben. Doch scheint die nie geschehen zu sein, denn am 25. Juni 15282) wurde in Gegenwart des Bürgermeisters Martin Mochinger und des Kämmerers Franz Esken das Kirchensilber fortgenommen und in der Niclaskapelle der Pfarrkirche in Thorn niedergelegt. Siebzig Jahre später scheint sie ganz verfallen gewesen zu sein, weil am 22. Sept. 1598 ein Maurergesell Martin Zweifel, der 4000 Ziegel von ihr gebrochen und verkauft hatte, dafür mit 8-tägigem Arrest und einjähriger Wanderung bestraft wurde. J. J. 16843) sah man an dem ehemaligen Standorte Thorns noch viele Mauerstücke, teilweise schon halb in der Weichsel. Viele dabei gefundene Menschenschädel deuten darauf hin, dass dies die St. Johanniskirche gewesen ist. Auch wird noch in den Pachtcontracten über die Weichselfischerei bei Gurske von 1755 und 17604) die "wüste Kirche von Altthorn" als Anfangsort des ver-pachteten Wasserstreifens bezeichnet.

Alt-Thorner Kämpe

Es ist ein königliches Etablissement.

Die Kämpe war ein Bestandtheil des thorner Kämmereigutes Gurske.

Sie wurde am 10. Jan. 16955) an die altthorner Untersassen Hans Heise, Klaus Heise und Jacob Mentz auf 6 Jahre für 10 fl. Jahreszins zur Strauch- und Weidennutzung vermiethet. Am 1. Mai 1725 wurde die "wüste" Kämpe zusammen mit der "Przysieker Kämpe" an Heinrich [555] Schönmann aus Kokocko zur Reinigung, Ausrodung und Bebauung mit Gebäuden gegen 40 fl. Jahreszins bei 3 Freijahren bis 30. April 1755 ausgegeben. Am 7. Februar 1761 pachtete Martin Mentz die "Altthorner Kämpe" auf 30 Jahre für 200 fl. Ausstandsgeld und 50 fl. Jahreszins mit der Erlaubniss, statt des alten ein neues Wohnhaus zu bauen. J. J. 17931) zinsten die Inhaber nach Contracten.

Ihre Grösse betrug 1 Hufe 19 Mgn. 50 R.

_______________

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  • 2)  Nach seiner geschichtlichen Entwickelung war es jedenfalls adlig; heute wird es amtlich als "königlich" bezeichnet.
    3)  Perlbach Regesten S. 14. No. 45.
    4)  Philippi S. 53 No. 73.
    5)  Toeppen, Ztschr. d. Westpr. Gesch. Ver. I. S. 2 sieht in dieser provisorischen Befestigung nichts Unwahrscheinliches, während Weber sie bezweifelt.
    6)  Ser. I.S. 50 Anm. 5 von Toeppen. Der Umstand, dass die erste Handfeste von Thorn von 1233 wohl nur auf das spätere thorner Gebiet Bezug gehabt haben kann, lässt Heise S. 103 schliessen, dass die Verlegung der Stadt schon in diesem Jahre erfolgt ist.


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  • 1)  Perlbach S. 183 No. 668.
    2)  Weber S. 392.
    3)  K. St. A. Ordens-Foliant 132 fol 5 ff.
    4)  Voigt Gesch. VII. S. 589.
    5)  Th. A. 2837.
    6)  Th. A. 2828. Original, Pergament, angehängtes Siegel.
    7)  Th A 2836. Original, Pergament, angehängtes Siegel.
    8)  Th. A. II. 1. Msc. Baumg.
    9)  Näheres darüber bei Gurske u. im allgemeinen Theil.
    10)  Wernicke II. S. 118.
    11)  Th. A. XV. 30 Schöffenbücher von Schönsee; siehe auch Gurske.
    12)  Th. A. 3521.


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  • 1)  Th. A. 3521.
    2)  Es sollten zahlen:

    Jacob Rinas von Niederung
    und Höhea)
    1 Hufe 29
    2
    Mgn.
    "
    203
    246
    R.
    "
    = 79 fl. 6 Gr. -
    Michael Wende sen. von Niederung
    und Höhe
    2
    -
    "
    "
    -
    -
    "
    "
    43
    265
    "
    "
    = 74 " 13 " 3
    Georg Löbenau von Niederung
    und Höhe
    2
    -
    "
    "
    23
    1
    "
    "
    123
    293
    "
    "
    = 118 " 11 " -
    Mich. Leichnitz von Niederung
    und Höhe
    1
    -
    "
    "
    26
    1
    "
    "
    28
    120
    "
    "
    = 75 " 24 " 9
    Heinrich Heise von Niederung
    und Höhe
    2
    -
    "
    "
    4
    1
    "
    "
    139
    289
    "
    "
    = 83 " 19 " 6
    Joh. Zittlau von Niederung
    und Höhe
    2
    -
    "
    "
    4
    3
    "
    "
    266
    46
    "
    "
    = 80 " 14 " 6
    Mich. Janke von Niederung
    und Höhe
    2
    -
    "
    "
    5
    4
    "
    "
    -
    50
    "
    "
    = 75 " 4 " 6
    Joh. Krampitz von Niederung
    und Höhe
    1
    -
    "
    "
    2
    -
    "
    "
    169
    78
    "
    "
    = 48 " 9 " 9
    Daniel Freymark von Niederung
    und Höhe
    1
    -
    "
    "
    16
    3
    "
    "
    70
    276
    "
    "
    = 72 " 24 " 9
    Tobias Schröder von Niederung
    und Höhe
    2
    -
    "
    "
    16
    5
    "
    "
    37
    99
    "
    "
    = 109 " 7 " 6
                  Sa. = 817 fl. 14 Gr.  

    a)  Es ist nicht Höhe, sondern Bergland. Dasselbe ergiebt sich später als leichtes Sandland.

    3)  Gr.
    4)  Th. A. 46. Orig. Pergam. Angehängtes Siegel des H. M. Anhang No. 75.


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  • 1)  Woelky I. S. 461-464 No. 578.
    2)  Prätorius S. 252. Anm.
    3)  Hartknoch A. u. N. Pr. S. 365, 366. Hiernach erscheint die Vermuthung Heises (S. 106) unrichtig, dass die heutige Kirche in Gurske (siehe dieses) auf dem Standort der ehemaligen Altthorner Kirche erbaut ist.
    4)  Th. A. III. 87 a Contractenbuch 4.
    5)  Th. A. III. 86.


  • Seite 555:[Wenn Sie die Fußnoten-Nummer anklicken, führt Sie dies zurück zu Ihrem Ausgangspunkt.]

  • 1)  Th. A. 3519. Directionsprotokoll des thorner Territoriums.


  • Abkürzung der Quellen

 
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zurück: Übersicht über die bereits abgeschriebenen Ortschaften
   

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© 2000  Volker J. Krüger, heim@thorn-wpr.de
letzte Aktualisierung: 02.10.2005