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Rathausturm mit Copernicusdenkmal
Beyträge zur

Geschichte der Stadt Thorn

aus guten und zuverlässigen Quellen
gesammlet von

George Gottlieb Dittmann
Es. Ehrw. Ministeriums Candidat und öffentlicher Lehrer an der
Neustädtischen Schule in Thorn.

_________________
1789.
Diese Seite ist ein Dokument mit einem Kapitel Text

Abhandlung von dem
Zustande des Christenthums in Preußen, besonders der
Kirchen und Schulen in der preußischen Stadt, Thorn,
in ältern und neuern Zeiten.


 
§. 19.
Auch die Marien Kirche, hieselbst, wird den Lutherischen
weggenommen.

Die Zahl in blauer eckiger Klammer, z.B.: [23], bezeichnet in diesem Dokument immer den jeweiligen Seitenanfang im Original.

[XXXII]

     So war der Zustand unserer Lutherischen Kirche im 16ten und 17ten Jahrhunderte beschaffen, wo sie, unter öfterem und starkem Drucke, hatte seufzen müssen, und so lebte sie auch fort, in den erstern Zeiten des jetzigen Jahrhunderts. Nicht eher kam sie zu der längst gewünschten und oft vergeblich gesuchten Ruhe, als in der letztern Hälfte desselben, wo ihr Wohlstand und Frieden gegründet zu werden schien. Aber, freylich, erst nach überwundenen schwersten Leiden. Den letzten, größten und gefährlichsten Stoß, der sie ganz in ihrem innern erschütterte, und ihr vollends den Einsturz ihrer ganzen Wohlfahrt drohete, bekam sie durch die Weltbekannte, im Jahre 1724, den 7. Decbr. hier eröfnete Blutbühne, mit so nachtheiliger Entreißung von kirchlicher Besitzlichkeit, und selbst mit gekränkter Staats-Verfassung, wozu ein auf der Neustadt, den 16. Jul. am 5ten Trinitatis Sonntage, desselben Jahres, bey [XXXIII] einer, auf dem Kirchhofe der catholischen St.Jacobs-Kirche, gehaltenen Prozeßion, entstandener, und nachhero ausgebreiteter, Tumult, die Veranlassung hat hergeben müssen. Eine höhere Vorsehnng wandte noch die abgezweckten fürchterlichen Folgen aus Gnade und Barmherzigkeit ab, wozu sie auch, Weißheit, Muth und Standhaftigkeit der Väter unserer Stadt, zu brauchen wußte. Die Begebenheiten sind zu bekannt, die Bücher davon in jedermanns Händen, als daß ich nöthig hatte, sie hier zu wiederholen. Wem ist nicht das bekannt, so im Erläuterten Preußen, Tom. II. St. 23. Seite 817 - 829, davon stehet? wem nicht das betrübte Thorn? wem nicht die Thornische Tragödie? Nunmehro sah es hier traurig und schrecklich genug mit den Evangelischlutherischen aus. Nun, am 8ten December, hatten sie auch, eben die St. Marien-Kirche, noch die letzte und beste ihrer alten Kirchen in der Stadt, verlohren, welche den Mönchen, von der Regel des heil. Bernhards, eingegeben wurde, und nun sahen sich die Evangelischen genöthiget, ihre Zuflucht in die Gilde, den Junker- oder Artus-Hof, die sonstige Börse, ein, auf dem altstädtschen Markte, gelegenes, geräumiges Gebäude, zu nehmen, um den Gottesdienst für die Altstädtsche Gemeinde zu halten. Sie machten, noch selbst in Gegenwart derer, die jenes alles anrichteten, dieses Gebäude zu einer Kirche, unter dem dann sehr treffenden Namen: K r e u t z - K i r c h e; sie schaften gleich Glocken auf den Thurm des, gleich dabey gelegenen, Rathhauses, um gleich auch zur Kirchenversammlung lauten zu können, welche auch bald, in jener Anwesenheit, am 10. December, 1724, erfolgte, an welchem der erste öffentliche Gottesdienst darinnen gehalten wurde. Ueber dreyßig Jahre blieb es hier bey einer wahren Kreutz-Kirche, die auch die evangelische Pfarr-Kirche in der Altstadt war, und doch, wachte die Vorsehung, wie immer so auch hier, für unser Wohl, wenn wir gleich nicht allemal, in Noth, die verborgenen Absichten derselben entdecken, noch den geheimen Gang ihrer Unternehmungen sehen, [XXXIV] und wußte auch hier das widrige und herbe für unsre Kirche so zu leiten, daß es ein günstiges und frohes Ende nehmen mußte; ohngeachtet, anfangs, dazu alles weit entfernet zu seyn schien. Das lehret uns die Folge der Begebenheiten bey uns.

   
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§. 18. Die Jacobs Kirche, hieselbst, wird den Lutheranern abgenommen
§. 20. Die Stadt Thorn füget sich darinnen, eine evangelische Kirche, unter dem Namen und der äußerlichen Form eines Bethauses, zu erbauen.
 

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© 2000   Volker J. Krueger, heim@thorn-wpr.de
letzte Aktualisierung: 13.03.2004