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Rathausturm mit Copernicusdenkmal
Beyträge zur

Geschichte der Stadt Thorn

aus guten und zuverlässigen Quellen
gesammlet von

George Gottlieb Dittmann
Es. Ehrw. Ministeriums Candidat und öffentlicher Lehrer an der
Neustädtischen Schule in Thorn.

_________________
1789.
Diese Seite ist ein Dokument mit einem Kapitel Text

Abhandlung von dem
Zustande des Christenthums in Preußen, besonders der
Kirchen und Schulen in der preußischen Stadt, Thorn,
in ältern und neuern Zeiten.


 
§. 18.
Die Jacobs Kirche, hieselbst, wird den Lutheranern
abgenommen.

Die Zahl in blauer eckiger Klammer, z.B.: [23], bezeichnet in diesem Dokument immer den jeweiligen Seitenanfang im Original.

[XXX]

     Im grossen Kriege, welchen Polen mit Schweden, im vorigen Jahrhunderte führte, hatten die Schweden, welche damals diese Stadt eingenommen hatten, die Kirche zum heil. Geist mit dem dabey befindlichen Nonnen-Kloster, zwischen den hiesigen Stadt-Mauren und der Weichsel gelegen, 1656 abgebrochen, und den Nonnen indessen das Hospital bey den Dominikanern auf der Neustadt, angewiesen. Darauf machten nun die Nonnen Prätension an die Evangelische St. Jacobs-Kirche, auf der Neustadt, und gründeten dieselbe auf ein Privilegium, welches ihnen, Ludolph König, der Hochmeister des deutschen Ordens, darauf gegeben haben sollte. Man weiß aber, was für ein Mensch, in einer gewissen Zeit, dies Privilegium fabriciret hat. Dieses Privilegium sollen indessen sich die Nonnen schon im Jahre 1601, vom Könige Sigismundus III. haben confirmiren lassen, brachten es aber erst jetzt, nach dem Schwedischen Kriege, zum Vorschein, und liessen es, 1661, durch eine polnische Reichs-Constitution, da doch diese in Preußen nicht verbindlich sind, bestätigen. Der Prozeß, den sie der Stadt deswegen machten, währte biß zum 18ten Junius des 1667sten Jahres, in welchem diese Kirche, den Lutheranern abgenommen und den Nonnen, von der Regel des heil. Benedicts, übergeben, auch zugleich zu einer Catholischen Pfarrkirche, ohngeachtet gar Nonnen diese Kirche haben, für die Neustadt, gemacht wurde. Es hatte sich zwar der in Polen befindliche schwedische Gesandte, Mathias Balbicki, der Stadt angenommen, und dem Könige, Johann Casimir, die Vorstellung gethan, daß mit der Stadt wider die Pacta des Oliv[XXXI]schen Friedens, der erst 1660 geschlossen, und darinnen auch im Geistlichen alles nach Besitz bestätiget worden war, procediret werde. Dies verzögerte zwar in etwas die Sache, hat aber am Ende doch nichts gefruchtet. Die Evangelisch-Lutherischen mußten sich nun damit begnügen lassen, ihren Gottesdienst, in das, zum weltlichen Gebrauche lange nicht mehr gediente, Neustädtsche Rathhauß zu verlegen, welches im Jahre 1668 ganz zur Kirche eingerichtet, und den 4.December vom damaligen Senior, Neunachbar, eingeweyhet wurde, und den Namen der Dreyfaltigkeits-Kirche bekommen, und nun die evangelische Pfarr-Kirche in der Neustadt ist. Weil es nun den Römischcatholischen, mit gedachten beyden Kirchen, wider die Lutheraner, gelungen war, richteten sie ihr Absehen, nunmehro, noch auf die, in der Stadt selbst, in den Händen der Evangelischen sich dann befindliche Marien-Kirche, und die Besorgnisse der Stadt hiebey schienen auch nicht ganz ungegründet gewesen zu seyn: wenigstens erhellet dieses aus dem Umstande, da der Culmische Bischof, Casimir Johann von Bnin 0palinski, im Jahr 1682, gerade an einem Frohnleichnams-Feste, seinen ersten Einzug hier so halten wollte, daß der Weg, ohne Ursach, sehr nahe bey der Marien-Kirche hätte genommen werden müssen, daß auch der Rath solches nicht anders, als auf die Versicherung nachgegeben, daß nichts nachtheiliges dabey für die Stadt vorgenommen würde. Es wurden dabey auch von der Stadt alle Sicherheits-Anstalten besorget; so daß alles noch damals ganz ruhig in der Stadt ablief, aber dafür mußte es, den Tag darauf, (d. 5. Junius,) das Gebiet der Stadt entgelten: denn, als der Bischof, in Gesellschaft des Culmischen Woiewoden, M i c h a e l  D z i a l i n s k i, alsdann, gegen Abend, aus der Stadt fuhr, und nach dem Stadt Dorf G r e m b o ć i n kam, wo eine Evangelische Kirche ist, nahm er diese Kirche weg, und eben so machte er es auch mit der Evangelischen Kirche im Stadt-Dorfe, Rogowo. Dies erregte nun bey der Bürgerschaft in der Stadt eine große Bestürzung, und, auf inständiges Anhalten derselben, gab der Rath nach, [XXXII] daß aus ihr, einige hundert Mann sich dahin begaben, die Kirchen wieder in Besitz nahmen, doch ohne die dort noch vorhandenen Römischcatholischen dabey im geringsten zu beleidigen. Der Bischof machte der Stadt in der Folge deswegen viele Verdrüßlichkeiten, und während dem, daß die Stadt mit ihm im Prozesse stund, wurde die Kirche in Rogowo, von ohngefehr 40 Personen der Gegner, überfallen, welche die Leute in der Kirche übel behandelten, auch den damaligen dortigen Evangelischen Prediger, Johann Thamnitius, mit 10 Wunden, jedoch nicht tödlich, beschädigten. Endlich, wurde der Streit, im Jahre 1683, so beygelegt, daß zwar die Stadt, diese ihre Land Kirchen, als evangelische Kirchen, behalten, hingegen aber zwo römischcatholische, in dem schwedische Kriege verwüstete, Kirchen, im Thornschen Gebiete, aufbauen sollte.

   
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§. 17. Abermalige öffentliche Bestätigung der Evangelisch Luthe-
richen Religion und ihrer Kirchen hieselbst.
§. 19. Auch die Marien-Kirche, hieselbst, wird den Lutherischen weggenommen.
 

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© 2000   Volker J. Krueger, heim@thorn-wpr.de
letzte Aktualisierung: 13.03.2004