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Rathausturm mit Copernicusdenkmal
Beyträge zur

Geschichte der Stadt Thorn

aus guten und zuverlässigen Quellen
gesammlet von

George Gottlieb Dittmann
Es. Ehrw. Ministeriums Candidat und öffentlicher Lehrer an der
Neustädtischen Schule in Thorn.

_________________
1789.
Diese Seite ist ein Dokument mit einem Kapitel Text

Abhandlung von dem
Zustande des Christenthums in Preußen, besonders der
Kirchen und Schulen in der preußischen Stadt, Thorn,
in ältern und neuern Zeiten.


 
§. 16.
Gehaltenes Religionsgespräch hieselbst im Jahre 1645.

Die Zahl in blauer eckiger Klammer, z.B.: [23], bezeichnet in diesem Dokument immer den jeweiligen Seitenanfang im Original.

[XXVI]

     Im Jahr 1645, den 28. August, nahm hieselbst das berühmte C o l l o q u i u m  C h a r i t a t i u u m seinen Anfang, welches diese Benen[XXVII]nung daher bekommen, weil man dasselbe mit freundschaftlichen gütigen Gesinnungen, in der Absicht, die Einigkeit in der Religion zu befördern, anstellen wollte. Man glaubte eine gänzliche Vereinigung unter den Römisch Catholischen, Lutheranern und Reformirten zu Stande zu bringen, allein, es lief fruchtloß ab. Die Gelegenheit dazu hat ein gewisser Reformirter Prediger in Danzig, Bartholomäus Nigrinus, gegeben, der 1636 zur römischcatholischen Religion übergetreten. Dieser hatte den König, Vladislaus den 4ten, auch verschiedene Bischöfe in Polen, zu überreden gesucht, die Lehrpunkte der streitigen Religionspartheyen wären eben nicht so sehr von einander abweichend, man könnte sie also leicht vereinigen. Es käme nur darauf an, daß man eine Unterredung anstellete; sie müßte aber mit Liebe und friedfertigen Gesinnungen gehalten werden. Man fiel seiner Meinung bald bey, weil man in der Hofnung lebte, es würden sich die Lutheraner und Reformirten zur römischen Parthey schlagen. Dazu wurde nun ein C o l l o q u i u m  C h a r i t a t i u u m hieher nach Thorn, vom gedachten Könige, ausgeschrieben, welches denn auf dem hiesigen Rathhaussaale eröfnet wurde, und vom 28sten August bis zum 21sten November dauerte, nachdem, in der ganzen Zeit, nicht mehr als fünf öffentliche Seßionen waren gehalten worden. Auf demselben präsidierten, von römischcatholischen Seite: der Samogitische Bischof, G e o r g i u s  T y s z k i e w i c z; von Reformirter Seite: der Chelmische Castellan, Z b i g n e u s  d e  G o r a y, G o r a y s k i; von Seiten der Lutheraner: der Stumische Starost, S i g i s m u n d  v o n  G ü l d e n s t e r n. Den Obervorsitz hatte der Königliche Legat, G e o r g i u s  d e  T e n c z i n, Herzog von Osselin. Dieser Königliche Legat eröfnete die Seßion mit einer Rede, in der er sehr ausnehmend die Fürsorge des Könige, V l a d i s l a u s, lobte; darauf hielten alle 3 Präsides ihre Reden. Von jeder Religionsparthey war eine gewisse Anzahl von Theologen ausgesetzt, welche die Unterredung halten sollten. Was in diesen Seßionen vorgegangen, und abgehandelt worden, davon findet man den ausführlichen [XXVIII] Bericht beym Hartknoch ll). Zuletzt hielt der Gnesnische Castellan, Johann Graf v o n  L e s z n o, eine Abdankungs-Rede in polnischer Sprache, welche vom Präses der Reformirten, ebenfalls, in polnischer Sprache, beantwortet wurde, und darauf schieden die drey Partheyen unverrichteter Sache, jedoch im guten Verständnisse, auseinander. Inzwischen hatte diese Sache für Thorn den Nutzen, daß man die Reformirtgesinnten unter den Geistlichen kennen lernte; daher kam es, daß, da sich reformirtgesinnte Geistliche, heuchlerisch, als Lutherischgesinnte Prediger, hieher, an verschiedene Evangelische Kirchen, und besonders an die St. Georgen-Kirche, hatten berufen lassen, man solche hernach als nichtlutherische Lehrer erkannte, und dann, nach ihrem Abgange, wieder ächtlutherische Prediger dahin berief und einsetzte. Unverantwortlich ist es daher, wenn man manchmal von Reformirten solche Ausstreuungen gehört, als wenn sie um die St. Georgen-Kirche hier gekommen wären, welches vermuthlich von ihnen selbst anderwärtshin muß seyn mitgetheilet worden, wenn sogar ein Berliner Elsner, in seinen Nachrichten von den reformirten Kirchen in Polen, dies öffentlich nachzuschreiben. die Dreustigkeit gehabt hat, und so gar, so doppelt schlecht, als ein Gottesgelehrter, den Gedanken sich entwischen lässet, daß darum auch die Evangelischen hieselbst nachhero die Marien-Kirche verlohren hätten. Wozu kann nicht verblendeter Eifer bringen? da überdem alles ganz auf Unwahrheiten beruhet, und hiebey noch zu merken ist, daß, auf eben jene Art, auch selbst bey der Marien-Kirche, sich einige reformirte Geistliche, als ächtlutherische Geistliche, eingeschlichen hatten. Da nun diese Entdeckung erfolgte; so haben die Reformirten, hieselbst, ihren Gottesdienst in einem eigenen Privat Hause angeordnet, und sich einen eigenen Prediger gehalten. Mit der Zeit haben sie sich ein geräumiges Hauß erkauft, und zu einem Gottes-Hause eingerichtet. Es blieb im übrigen hier alles stille, biß daß der [XXIX] schwedische Krieg, im ebendemselben Jahrhunderte, zu neuen Unruhen im Kirchenwesen Veranlassung gab.


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  • Seite XXVIII:
  •     ll) Preußische Kirchenhistorie, IV.Buch, 6tes Cap.

       
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    §. 15. Die Evangelischen in Thorn verlieren die Gemeinschaft der St. Johannis Kirche, welche den Catholischen ganz eingeräumet wird.
    §. 17. Abermalige öffentliche Bestätigung der Evangelisch Lutherichen Religion und ihrer Kirchen hieselbst.
     

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    © 2000   Volker J. Krueger, heim@thorn-wpr.de
    letzte Aktualisierung: 13.03.2004