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Albrecht Duwe

Gursker Blaetter



Diese Seite ist ein Dokument mit einem Kapitel Text [14 - 15] Der Hof Pansegrau in Gurske vormals ein Hof Krüger?
 


Die Zahl in blauer eckiger Klammer, z.B.: [23], bezeichnet in diesem Dokument immer den jeweiligen Seitenanfang im Original.

[14] Diese Frage konnte nicht eindeutig beantwortet werden. Beim Vergleich der beiden Listen von 1772 und 1945 stellt man fest, daß die Zahl der Bauernwirtschaften kaum verändert ist. Die ursprüngliche Gliederung blieb weitgehend erhalten. Die Namen der Wirte wechseln dem Schicksal der einzelnen Familien entsprechend. 7 Generationen liegen zwischen den beiden Daten.

Von den Namen der 1772er Liste finden sich in der neueren Zeit:

Krüger, Knoof, Strehlau, Huse, Heise, Jabs, Wunsch und Krause. Andere, ebenso alte Geschlechter, die in den Listen anderer Niederungsdörfer erscheinen, sind bis 1945 hinzugekommen: Fehlauer, Brüschke, Janke, Bröse, Goerz, Pansegrau, Windmüller und Klamant. Alles deutsche, lutherische Familien, auch Mennoniten darunter.

Für unsere Frage relevant ist die Tatsache, daß in der 1772er Liste für Gurske 4 Krüger-Höfe erscheinen:

Nr.   8   Heinrich Krüger, der in Pfarrer Liebelts Bericht über die Katastrophe von 1786 genannte Schulze auf 2 1/4 Hufen Land (34 ha)
Nr. 12   Martin Krüger auf 1 3/4 Hufen (26 ha)
Nr. 18   Johann Krüger auf 1 1/2 Hufen (22 ha)
Nr. 29   Joh. Krüger jun. auf 1 1/2 Hufen (22 ha)

Außerdem erscheinen 2 junge Familien Krüger "so bey dem Wirth wohnen" (als Einlieger im Hause des Bauern):

Nr.  8    Joachim Krüger (mit Frau und minderj. Tochter)
Nr.  9    Michel Krüger (mit Frau und minderj. Sohn)

In Alt-Thorn ist kein Krüger aufgeführt.

In der 1945er Liste ist es umgekehrt, denn da gibt es einen Hof Krüger nur in Alt-Thorn und keinen in Gurske.

Eine Ahnenfolge (im Mannesstamm) liefert weitere Erkenntnisse:

  1) Johann Krüger, Landwirt
* 4.2.1712 in Gurske
† 25.2.1778 in Gurske
 
2) Joachim Krüger, Landwirt
* 1.3.1739 in Gurske
† 22.9.1822 in Gurske
3) Joachim Kr., geb. 1778
(im Gursker Angewachs)
3a) Johann Kr. geb. 1776
(in Gurske)
4) Ernst Kr., geb. 1811
(Amthaler Sandkrug)
4a) Samuel Ferd., geb. 1808
(in Gurske)
5) Adolf Kr., geb. 1857
(Amthal)
5a) Ernst Th. Kr., geb. 1844
(in Gurske), gest. 1900
als Landwirt und Tisch-
lermstr. (in Pensau)
6) Joachim Kr., geb. 1884
(Alt-Thorn, Landwirt)
6a) Karl Ferd. Kr., geb. 1882
Justiz Oinsp. in Elbing

Nr.1    dieser Folge, Johann Krüger (1712-1778) finden wir auf der 1772er Liste unter Nr.18.

Zur Zeit der Katastrophe des Jahres 1786 ist er schon 8 Jahre tot. Seine Witwe (Anna Hoffmann) ertrinkt nach dem Bericht von Pfarrer Liebelt am 23. März in ihrer Wohnung. (Auch der Pfarrer erscheint auf der 1772er Liste und zwar mit Ehefrau, einer erwachsenen Tochter und 6 minderjährigen Kindern.)

Nr.2    Joachim Kr. (1739-1822) steht unter der Nr.8 der Einlieger.

Er ist der Sohn zu Nr.1 und lebt mit Frau und kleiner Tochter im Hause des Vaters. 14 Jahre später, im Katastrophenjahr ist er 47 Jahre alt und lebt sicherlich auf einem anderen Hof, sonst würde seine Mutter nicht allein versucht haben, ihr Vieh zu retten, um dabei umzukommen. Der Ahnentafel zufolge sind in diesem Jahr (1786) seine Söhne Joachim (Nr.3) und Johann (Nr.3a) 8 und 10 Jahre alt. Sie werden jeder eine neue Stammfolge gründen.

[15]
Nr.3    Joachim Kr. (1778) wird auf dem Gursker "Angewachs" ansässig.

Nr.4    Ernst (1811), dessen Sohn, lebt dann im Amthaler Sandkrug.

Nr.5    Adolf (1857) ist in Amthal geboren.

Nr.6    Joachim (1884), Adolfs Sohn, ist schon in Alt-Thorn geboren.

Er heiratet dort in den größten Hof (Huse) und ist ein in der deutschen Bauernschaft der Region angesehener Mann. Beim Verschleppungsmarsch (Thorn-Warschau im September 1939) wird er von den Polen ermordet. Von seinem Sohn Dr. Horst Ernst Kr. stammt die eingangs erwähnte "Geschichte zweier Niederungsdörfer", in der u.a. der Nachweis geführt wird, daß sich das Gursker bzw. Alt-Thorner Bauerngeschlecht Krüger genealogisch auf den Thorner Ratsherrn und Bürgermeister Heinrich Krüger zurückführen läßt, der nach Zernecke (Thornische Chronica) vor 1470 aus Köln nach Thorn gekommen ist.

Für die eingangs gestellte Frage wichtiger ist die Stammfolge des Johann Krüger Nr.3a), der am 2o.3.1776 in Gurske geboren und am 13.1.1857 dortselbst gestorben ist. Einer Familienchronik zufolge hat der alte Herr (81) pfeiferauchend auf dem Strohsitz seines Fuhrwerks ein Feuer verursacht und tödliche Verbrennungen erlitten.

Über seinen Sohn Samuel Ferd, (Nr.4a) kommen wir zu dessen Sohn Ernst Theodor Krüger (Nr.5a), der am 6.7.1844 in Gurske geboren und am 25.2.19oo als Landwirt und Tischlermeister in Pensau gestorben ist.

Der ist sicherlich auf einem Krüger-Hof in Gurske geboren, aber war das unser Hof mit dem alten Vorlaubenhaus ?

Die Frage kann nicht schlüssig beantwortet werden, denn es gibt niemanden, der bescheidgeben könnte und es gibt keinen Zugang zu älteren Katastern, die zur Klärung beitragen könnten.

Die Wahrscheinlichkeit jedoch ist gegeben, denn:

Ernst Krüger hatte verwandschaftliche Bindungen an diesen Hof. Zum einen war seine Frau aus erster Ehe (Elisabeth Pansegrau, geb. 1845 in Weichseltal, gest. 1889 in Pensau) die jüngste Schwester des Hofbesitzers gewesen und zum anderen hatte dieser, nämlich Friedrich Wilh. Pansegrau (geb. 183o in Weichseltal, gest. 1886 in Gurske) in zweiter Ehe eine Pauline Krüger zur Frau, die 191o im Vorlaubenhaus gestorben ist.

Da in der Verwandschaft von zweifacher Versippung die Rede war, ist mit Sicherheit anzunehmen, daß Pauline eine (ältere) Schwester des Ernst Th. Krüger war, die noch unverheiratet auf dem elterlichen Hof lebte, während ihr jüngerer Bruder sich in Pensau als Tischlermeister eine Existenz schuf. Friedrich W. Pansegrau dürfte als Witwer in den Hof mit dem Vorlaubenhaus eingeheiratet haben, denn er war vorher in Bösendorf verheiratet gewesen und hat zwei minderjährige Söhne mit in die Ehe gebracht.

Dem Ehepaar Pansegrau-Krüger sind zwischen 1865 und 188o 6 Kinder geboren worden. Als der Vater 1886 starb, war das jüngste sechs. Von den anderen lebten nach dem Tode der Mutter (191o) Emil, Hedwig und Richard unverehelicht auf dem Hof, während Alma, die jüngere Schwester den Nachbarn Otto Jabs heiratete, dessen Gehöft 2oo m ab lag. Der Weg zwischen den beiden Höfen wurde (nach dem Tode von Otto Jabs 192o) der Geschwisterweg genannt.

Alle Daten und Namen zur Familie Pansegrau sind dem Einzeldruck Pansegrau aus dem 1. westpreußischen Band des Deutschen Geschlechterbuches entnommen, so auch das Folgende zum Schicksal der vier Letztgenannten bei Kriegsende: Emil der Hofbesitzer starb 1948 im Lager Schmolln. Hedwig (* 187o) starb im Jan. 1945 im Kreise Schwetz auf der Flucht. Sie hatte als Bäuerin die Landwirtschaft des Bruders geführt. Alma, die Witwe Jabs, starb 1948 im Lager Schmolln. Richard war noch bis 1948 auf dem Hofe des Bruders als Viehknecht angestellt, ehe er hinausgeworfen wurde. Er starb im Magdeburgischen in einem Altenheim.


 
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© 2000   Volker J. Krüger, heim@thorn-www.de
letzte Aktualisierung: 04.09.2004