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REMARQVES 1703, Text

[Peter Ambrosius Lehmann ]

Historische
REMARQVES
Über die neuesten Sachen in Europa.
XLIX. Woche       4. Decembr. 1703.


Diese Seite ist ein Dokument mit einem Kapitel Text
Der Stadt Thorn in Preussen Thaler /
Von Anno 1629.
mit der Auf-Schrift:
FIDES ET CONSTANTIA PER IGNEM PROBATA.

 

Die Zahl in blauer eckiger Klammer, z.B.: [23], bezeichnet in diesem Dokument immer den jeweiligen Seitenanfang im Original.

[385]

Auf der ersten Seiten: Der Stadt Wapen in einem kleinen runden Schilde gehalten von einem Engel / darunter die Schrift: THORVNIA. HOSTILITER. OPPVGNATA. ET. DIE. O. AVXILIO. FORTR. A CIVIB. DEFENSA. XVI. FEBR. ANNO M. DC. XXIX.

Auf der andern Seite: Die an unterschiedenen Orten brennende Stadt / über welcher die Sonne stehet / mit der Umschrift: FIDES. ET. CONSTANTIA. PER. IGNEM. PROBATA.

[386] Die Stadt Thorn in dem Königlichen Pohlnischen Preussen / liegt an dem Weichsel-Flusse / 24. Meilen von Dantzig / auf der Breite von 53. und der Länge von 45. Graden / und wird das jenige Theil des Preussen Landes darinnen Culm und Thorn gelegen / bey vielen Scribenten Culmigiera genannt. Es ist auch Thorn fast zu gleicher Zeit mit Culm im dreyzehenden Seculo von denen Deutschen Ordens-Rittern erbauet worden. Hennenberger schreibet / daß sie anno 1231. eine grosse Eiche auf einem Berge verbolwercket / so daß nur ein enger Weg darzu gelassen / sonst aber alle Zugänge verwahret worden / solchen Ort hätten sie Thorau denen Preussen zum Hohn genennet / als die sich daran zu wagen kein Hertze haben würden. Andere melden es habe Thorn den Nahmen von dem Thurme / welcher zu erst auf St. Johannis Kirche gebauet worden / dabey sie im folgenden 1232. Jahre eine Stadt angeleget / die aber nur drey Jahr gestanden / massen sie Anno 1235. eine Meile weiter an der Weichsel hinauf / wo nun Thorn noch würklich stehet / eine neue erbauet / und alt Thorn abgebrochen. Dieses neue Thorn ist gleich anfangs eine berühmte Handels- und Gräntz-Stadt gegen Pohlen geworden / auch nachgehends in den Hanseatischen Bund gekommen. Man theilet sie in die alte und neue Stadt / doch ist die alte schöner als die neue / hat grosse hohe Häuser und starcke Mauren / auf denen alle 20. Schritte ein hoher viereckiger aus lauter Ziegelsteinen erbauter Thurm stehet / von denen / nach anderer Bericht der Nahme der Stadt soll entstanden seyn / dahero auch etliche sie auf lateinisch Turrea benennen. Die öffentlichen Gebäude / als Rath- und andere Häuser sind sehenswürdig / nicht minder die schöne Brücke über die Weichsel / welche zwar Anno 1544. im Winter durch das Eis mehr als halb zerbrochen / aber unlange darauf wieder errichtet worden / und ist selbige Anno 1556. zusammen 1770. Ellen lang gewesen / nemlich 500. Ellen von der Stadt biß ans Werder / das Werder ebenmäßig 500. Ellen / und vom Werder biß an den Berg und Ende d er Brücke 770. Ellen.    Anno 1263. ist das Kloster S. Nicolai, Dominicaner-Ordens / in der neuen Stadt erbauet worden / darauf das Observanten Kloster der grauen Münche in der Alt-Stadt / ingleichen das Nonnen- Kloster S. Bernhardi. Aus dem grauen Kloster hat ein Münch die erste Orgel gemacht / welche 22. Pfeiffen gehabt / und deren Bälge man getreten / wie die Grob-Schmiede pflegen. Unter denen Bernhardiner und Dominicaner München sind nach der Zeit grosse Streitigkeiten entstanden / welche erst Anno 1345. beygeleget worden. Es gehet daselbst so wohl die Catholische als Lutherische Religion im Schwange / und haben die letztern ein berühmtes Gymnasium, (dessen Rector anitzo der eine Zeitlang in Lauben gestandene Herr M. Georgius Wendius ist /) und in dem Gymnasiuo eine herrliche Bibliotheck.    Anno 1593. hat der König in Pohlen die Haupt-Kirche denen Papisten zugesprochen / von denen sie auch Anno 1596 eingenommen worden. Anno 1645. hat der Culmische Bischoff denen Lutheranern den Gottesdienst fast gäntzlich verbieten lasssen / in welchem Jahre auch auf Veranstaltung des Königs in Pohlen Vladislai das berühmte Colloquium Thoruniense zwischen Catholischen / Lutheranern und Reformirten zu Vereinigung der Religion in Thorn gehalten worden / welches [387] sich aber fruchtlos zerschlagen.    Sonst ist Thorn auch wegen der guten Pfeffer- oder Lecker-Kuchen / ingleichen wegen der Steck-Rüben und Brat-Würste berühmt. So fängt auch daselbst der Brauch an / daß man mit dem zinnernen Geschirre pranget / und solches unten im Hause an den Wänden ordentlich herum hänget / welches einem aus Pohlen dahin kommenden gar artig in die Augen leuchtet / als wo von dergleichen nicht viel besonders zu sehen.   Anno 1410. nach der Tannenbergischen Schlacht belagerten und stürmeten die Pohlen das Schloß zu Thorn 8. ganzter Wochen lang vergeblich / welches auch wiederum mit gleichen Effect Anno 1439. geschehen.    Anno 1454. fielen die Thorner selbst / nebst vielen anderen Städten in Preussen / von denen Deutschen Ordens-Rittern ab / und ergaben sich an Pohlen / und weil auf dem Schlosse des Ordens Besatzung lag / so vermummten sich viele Bürger den 6. Februarii an der Fast-Nacht / zogen Weibes-Kleider an / und nahmen ihr Gewehr unter selbigen mit / als sie nun dergestalt eingelassen / machten sie sich bald vom Schlosse Meister / und nahmen die Garnison guten Theils gefangen.    Das folgende 1455. Jahr belagerte sie zwar der Groß-Meister / in Meinung solche wieder zu erobern / mußte aber unverrichteter Sache wieder abziehen.   Anno 1456. war ein Aufruhr in der Stadt / darüber viele ihr Leben lassen müssen / der vornehmste Rädelsführer hieß Martin Kogge / und sind damahls 72. Personen enthauptet worden.   Anno 1458. kamen die Deutschen Ordens-Völcker von Culm vor Thorn an / plünderten die beyden Vor-Städte S. Georgii und S. Laurentii, verbrannten sie / und ertödteten viel Volcks / die Stadt aber liessen sie unangetastet.    Anno 1473. den 19. Februar. ward der Weltberühmte Mathematicus, Philosophus und Medicus, Nicolaus Copernicus, in der Stadt Thorn gebohren.    Anno 1485. ertheilte ihr König Casimirius IV. in Pohlen Stapel-Gerechtigkeit / nebst der freyen Aus- und Einführung der ausländischen Wahren.   Anno 1501. starb der König in Pohlen Johannes Albertus zu Thorn / und Anno 1591. ward ein Synodus daselbst gehalten.    Anno 1629. ward Thorn von dem Könige in Schweden Gustavo Adolpho vergeblich belagert / dabey die Bürger selbst die Vor-Städte abgebrannt / und wiewohl das umliegende Land sehr herhalten müssen /hat doch die Stadt nicht können erobert werden / zu dessen Andenken hernach dieser Thaler geschlagen worden / wie die Schrift auf der ersten Seite: THORUNIA. HOSTILITER OPPVGNATA. ET. DEI. Optimi AUXILO FORTiteR A CIVIBus DEFENSA XVI. FEBR. M.DC. XXIX. (Thorn ward feindlich belagert / und durch des gütigsten GOttes Hülffe von denen Bürgern tapfer beschützet den 16.Febr.Anno 1629) deutlich genug bezeuget. Wohin auch die auf der andern Seite bey der brennenden Stadt stehende Schrift zielet / allda es heisset: FIDES. ET. CONSTANTIA. PER. IGNEM. PROBATA: (Die durchs Feuer bewährte Treue und Beständigkeit) Was aber damahls Gustavus Adolphus nicht erhalten kunte / erlangte König Carolus Gustavus Anno 1655. und blieb Thorn von selbiger Zeit an in Schwedischer Gewalt biß Anno 1660: auf den Olivischen Frieden / Krafft dessen es wieder an die Kron Pohlen muste abgetreten werden / wiewohl der Platz zu selbiger Zeit seine Festung behalten. [388] Nun aber da er sich am 14.Oct. dieses 1703 Jahrs König Carolo XII. in Schweden / der selbigen vom Majo an bloquirt und zuletzt ernstlich belagert / wobey der Sächsische Commendant grossen Ruhm erworben / untergebhen müssen / werden alle Thürme / Wälle und was sonsten feste / gesprenget und geschleiffet / auch ist / denen öffentlichen Relationen zu Folge / denen Jesuitern ihre Kirche von dem Überwinder abgenommen und den Lutheranern eingeräumet worden.

Die Thaler der Stadt Thorn von Anno 1632. haben auf einer Seite das von dem Engel gehaltene Wapen grösser als auf diesem / und umher MONETA. NOVA. ARGENT. CIVIT. THORVNENSIS: auch neben dem Wapen des Müntz-Meisters Nahmen I.I. auf dem Revers erscheinen Scepter und Schwerd ins Andreas Creutz gelegt / in welchen oben eine Krone / unten der Reichs-Apfel / und zur Seite die JAhr-Zahl 1632. mit der Umschrifft: DEVS PROVIDEBIT. Dieser Revers befindet sich auch auf einem Thaler Königs Sigismund III. in Pohlen / und auf dessen anderer Seite das vierfeldige Pohlnische und Litthauische Wapen / auf welchem noch ein quadrirter Schild mit der Schwedischen Krone und Gothischen Löwen / und auf diesem abermahl ein noch kleiners Mittelschildgen mit dem Geschlechts-Wapen von Wasa.   Das gantze Wapen ist bedeckt mit einer Krone / und mit der Ordens-Kette des güldenen Fliesses umgeben / daneben steht des schon gemeldeten Müntzmeisters II. Nahme / und die Umschrifft heist: SAM.LIV.NE.NO.SVE.GOT.VAD.Q.HR.REX. welches der halbe Titel des besagten Königs.   Hat also der Müntzmeister zwey verschiedene Reverse auf einem Thaler zusammen gepräget / dergleichen Art sonst gemeiniglich falsch zu sein pfleget / wiewohl wir solches an diesem nicht bemercken können / wohl aber diesen kleinen Unterscheid / daß auf Sigismundi III. rechten Thalern die Jahr-Zahl 1632. (in welchem Jahre besagter König auch gestorben) neben den Wapen zu lesen / welche aber auf dem angeführten Zwitter-Thaler nicht stehet / hingegen des Müntz-Meisters Nahme ein wenig besser herunter gerücket ist.


   
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letzte Aktualisierung: 21.08.2010