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Rathausturm mit Copernicusdenkmal
Beyträge zur

Geschichte der Stadt Thorn

aus guten und zuverlässigen Quellen
gesammlet von

George Gottlieb Dittmann
Es. Ehrw. Ministeriums Candidat und öffentlicher Lehrer an der
Neustädtischen Schule in Thorn.

_________________
1789.
Diese Seite ist ein Dokument mit einem Kapitel Text

Abhandlung von dem
Zustande des Christenthums in Preußen, besonders der
Kirchen und Schulen in der preußischen Stadt, Thorn,
in ältern und neuern Zeiten.


 
§. 8.
Hindernisse der Reformation im Polnischen Preußen

Die Zahl in blauer eckiger Klammer, z.B.: [23], bezeichnet in diesem Dokument immer den jeweiligen Seitenanfang im Original. [XIV]

In dem Theile Preußens, welches sich 1454 an die Könige von Polen ergeben hat, und deshalb das Königliche oder polnische Preußen hieß, jetzo aber, biß auf die Städte, Thorn und Danzig, mit ihren [XV] Gebieten, die Benennung von West-Preußen, erhalten hat, fanden sich auch bald viele Leute, die dem Lutherthum gewogen waren, und auch schon in unserm Thorn. Jedoch getraute sich noch niemand etwas zu unternehmen: die Furcht für die Bischöfe und übrige römische Geistlichkeit war zu groß. Der damalige König in Polen, Sigismundus, war ein vortreflicher Herr, seine Regierung führte er sehr weise. Paulus Joviusa) stellt ihn dem Kaiser, Karl dem Vten, und dem Könige in Frankreich, Franz dem ersten, an die Seite. Jeder dieser drey Fürsten, sagt er, wäre würdig gewesen, eine ganze Welt zu beherrschen. Dennoch war Sigismundus der römischcatholischen Religion sehr eifrig zugethan, welches aus seinem Edikte zu ersehen, so er im Jahre 1520 bey seinem damaligen Aufenthalte hieselbst, hat bekannt machen lassen, in welchem unter andern folgende Worte befindlich sind: "Wir machen in dieser Schrift bekannt, wie wir vernehmen, wie in unser Reich und Gebiete, einige Bücher eines gewissen Bruders, Martin Luthers, eines Augustiners, gebracht worden, in welchen vieles enthalten, was so wohl dem römischen Stuhl entgegen ist, als auch Verwirrung in der allgemein herschenden Ordnung, wie auch im Kirchen- und Religions-Frieden, erregen kann. Denn, da in unserm Reiche durch dergleichen Schriften einige Irthümer aufzukeimen beginnen, so halten wir als ein christlicher Fürst, und getreuer Sohn der heiligen Mutter, der Kirche, es für unsere Pflicht, daß wir mit unserm Königlichen Ansehen und Gewalt diesen schädlichen Unternehmungen uns widersetzen. Wir befehlen euch also, unsern gesammten Unterthanen, und einem jeden von euch insbesondere, daß sich künftighin niemand unterstehe, solche schon angeführten Werke, in unser Königreich, und in die unserer Herrschaft unterworfenen Länder, einzuführen, zu verkaufen, und zu gebrauchen, unter Strafe der Confiscation ihrer Güter und Landesverweisung, die ein jeder wird zu gewarten haben, der unsern Befehl übertritt, und daß dabey keine [XVI] Entschuldigung einer Unwissenheit, noch irgend ein anderer Vorwand, gelten soll." Hieraus sieht man, wie betrübt es damals mit der Verbesserung des Kirchenwesens hier muß ausgesehen haben; es erhellet aber auch daraus, daß man damals schon Luthers Schriften hieselbst fleißig gelesen habe. An dieser Schärfe des Königes war vorzüglich der Plotzkische Bischof, Andreas Critius, schuldb), der dem Könige immer die dringendsten Vorstellungen machte, er sollte die Lutherische Lehre in Polen ja nicht einnisteln lassen. Folglich war hier noch an keine Aenderung zu gedenken, man durfte keine Lutherischgesinnten Prediger herberufen, es durfte auch niemand ohne besondere Erlaubniß des Königes seine Kinder des Studierens wegen nach Deutschland schicken. Vermuthlich hatte auch Sigismundus die Aufrechterhaltung der römischkatholischen Religion zur Absicht, als er so geneigt war das Hochmeisterthum Preußen, als ein Herzogthum, an den Albertum, Markgrafen von Brandenburg, damaligen Ordens-Meister, abzutreten, so auch im Jahre 1525 erfolgte, um dadurch eine etwannige Verbindung beyder Preußen abzuwenden, wenn im polnischen Preußen schon auch sehr viele Lutherisch waren, das schon sonst auch zusammen mit jenem in einer und derselben, aber, ohne herzoglichen, Verbindung gewesen war. Der Weisheit eines Raths in Thorn hatte man es damals zu verdanken, daß dergleichen hieselbst nie, und selbst bey Gährungen gedeyen durfte. Denn es waren damals schon immer in unserm Thorn Lutherische Prediger vorhanden, welche heimlich in Privathäusern predigten, und den Leuten das heil. Abendmahl reichten. Doch traute man sich noch nicht öffentlich irgend einige Aenderung zu machen, und es fand auch der König, Sigismundus, in Thorn, als er von Danzig hieher kam, nichts von kirchlichen Aenderungen. Warscheinlich hat seine 1526 an den Danzigern verübte Schärfe hier bey uns alles in Furcht und Schrecken gesetzt. Ich glaube dem Leser einen Gefallen zu erweisen, wenn ich ihn auf die Erzählung davon, [XVII] an den preußischen Geschichtschreiber, den ehemaligen Danziger Secretarius, Caspar Schütz, nach der Fortsetzung des D. Daniel Chyträus, weise, wo man in dem 11ten Buche, beym Jahre 1525 und 1526, alles, nachlesen kann.


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  • Seite XV:
  •     a) in elogiis doctorum virorum.
  • Seite XVI:
  •     b) vide Sculteti Annales Ecclesiast. p.285.

       
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    §. 7. Anfang der Reformation im Lehn Preußen.
    §. 9. Anfang der Reformation in Thorn.
     

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    © 2000   Volker J. Krueger, heim@thorn-wpr.de
    letzte Aktualisierung: 02.11.2007