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Rathausturm mit Copernicusdenkmal
Beyträge zur

Geschichte der Stadt Thorn

aus guten und zuverlässigen Quellen
gesammlet von

George Gottlieb Dittmann
Es. Ehrw. Ministeriums Candidat und öffentlicher Lehrer an der
Neustädtischen Schule in Thorn.

_________________
1789.
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Vorrede
   
Die Zahl in blauer eckiger Klammer, z.B.: [23], bezeichnet in diesem Dokument immer den jeweiligen Seitenanfang im Original.

[A3] Ob ich mich gleich dem Studio der Theologie vorzüglich gewidmet und noch widme; so ist und bleibt doch das Studium der Geschichte eins der liebsten unter meinen Nebenstudien, und hier hatte die Geschichte meines Vaterlandes und besonders meiner Vaterstadt einen vorzüglichen Reiz für mich, daß ich auf die Erlernung derselben mich schon seit einigen Jahren her mit einem besondern Eifer und Fleiß geleget. Hier war es, wo die uns allen angebohrne Liebe zu unserm Vaterlande besonders wirksam auf mich gewesen. Und was ist anders natürlicher Weise davon die Folge? als, daß Zuneigung in uns entsteht für alles, was dasselbe an[A4]geht, und nur darauf Beziehung hat. Diese Liebe für mein Vaterland, die den Entschluß, demselben zu leben, für dasselbe zu arbeiten, in mir erzeugte, denselben bishero genähret und gestärket hat, ist auch die Veranlassung zu dieser Schrift gewesen, an der ich schon verschiedene Jahre durch gearbeitet und noch arbeiten werde; und wovon ich gegenwärtig den, Einem geneigten Publiko angekündigten und versprochenen, ersten Band liefere.

Ich weiß, daß es, sehr vielen von meinen Mitbürgern, ein angenehmes und unterhaltendes Geschäfte seyn wird, sich mit dem Staate, in dem sie leben, für den sie leben und arbeiten, bekannt zu machen, mit seiner Verfassung und Schicksalen, ferner, mit den Schicksalen und Lebens-Umständen solcher Männer, bekannt zu werden, die Mitglieder desselben Staates gewesen sind, in dem sie gegenwärtig leben, und in eben denen Aemtern und Fächern sonst gearbeitet haben, in denen viele von ihnen, gegenwärtig, für ihren eigenen und ihrer Mitbürger Nutzen, arbeiten. Ich weiß zwar sehr wohl, daß es uns nicht an Werken und Schriften fehlt, aus denen Kenntnisse dieser Art gesammlet werden können, allein sind sie denn auch In jedermanns Händen? sind sie für einen jeden brauchbar? und ist ein jeder zum mühsamen Aufsuchen und Nachschlagen geschickt und aufgelegt? und dann, so gehen sie doch nicht biß auf unsere Zeiten, und bleiben also immer noch mangelhaft.

Ein Haupt-Erforderniß eines historischen Schriftstellers ists, die Geschichte aus guten und zuverläßigen Quellen zu [A5] schöpfen, ihre Glaubwürdigkeit zu prüfen, ihre Zeugnisse gegen einander zu halten, und die Wahrheit daraus, nach überwiegenden Gründen, zu bestimmen. Ich habe die Haupt-Quellen hiebey treulich gebraucht, und der Leser wird sich aus den angeführten Citatis bald überzeugen, daß ich bey meiner Arbeit auf Gründlichkeit gesehen, und mir alle nur mögliche Mühe gegeben, solche Nachrichten zu liefern, auf die man sich sicher verlassen kann.

Ich gebe damit meine Schrift noch nicht für was ganz vollkommnes aus, man wird aber jedoch viel gutes und brauchbares darinnen finden, und, aus der diesem Bande vorgesetzten Abhandlung, die indessen das Ganze noch lange nicht erschöpft, erlangt man dennoch eine zwar kurze, jedoch deutliche Uebersicht des Ganzen. Die Nachrichten von den hier vorkommenden Personen, besonders in den ältern Zeiten, sind freylich sehr mangelhaft, allein daran bin ich nicht Schuld, sondern der Mangel an Nachrichten, die durch Sorglosigkeit und Verwahrlosung verlohren gegangen sind. Inzwischen, ist es nicht besser, doch etwas, als gar nichts, wissen? und soll man nicht Sorge tragen, das, was da ist, aufzubewahren? das zu erhalten, was noch erhalten werden kann?

Urtheilende Männer und Kenner der Sachen, werden hiebey immer noch manches zu erinnern haben, und ich bin auch willig und bereit, Erinnerungen anzunehmen, die aus einem Wahrheitliebenden und wohlwollenden Herzen herkommen. Nur, die Urtheile, die aus einer finstern mürrischen Denkart, und von einer üblen Laune herrühren, verbitte ich [A6] gänzlich, und erkläre mich auch öffentlich, daß ich auf sie nicht achten, noch im mindesten darüber bekümmert seyn werde. Hier werde ich mit jenem alten Dichter, Horaz, denken:

Musis amicus tristitiam et metus
Tradam proteruis in mare Creticum
Portare ventis.-
                                Ode XXVI.


Sollte mir Gott ein längeres Leben, mehrere Zeit und Muße gönnen; und sollte dieser mein gegenwärtiger Versuch eine gütige Aufnahme und Beyfall finden; so soll künftig der 2te Band meiner Beyträge folgen, worinnen die deutschen Ordens-Meister, so wie die Bürgermeister und Rath-Manne der Stadt Thorn, in ältern und neuern Zeiten, aufgestellt werden sollen. Ich werde demselben ebenfalls eine Abhandlung vorsetzen, die den Ursprung der Stadt Thorn, ihre erste und jetzige Verfassung, ingleichen, ihre verschiedenen Schicksale, erzählen wird.

Billig verdienten hier, in diesem ersten Bande, die Lehrer der mit unserm Gymnasio verbundenen altstädtschen Schule, ingleichen die Lehrer der Neustädtschen Schule, ihren Platz. Da ich aber bishero ihre Folge noch nicht gehörig habe ordnen können, so behalte ich es mir vor, sie künftig, wills Gott, in einem eignen Anhange, nachdrucken zu lassen.

Die Gelehrten, unter den Liebhabern dieser meiner Schrift, muß ich um eine gütige Nachsicht bitten und mich gegen einen eben nicht unbegründeten Vorwurf bey ihnen [A7] rechtfertigen, daß ich, bey den hier vorkommenden Gelehrten, nicht auch ihre Schriften angeführt habe. Ich weiß wohl, daß diese Litterairischen Kenntnisse einen Gelehrten vorzüglich interessiren, allein, ich habe meine Schrift auch für den bürgerlichen Stand brauchbar machen wollen, und folglich, eine für ihn überflüßige Weitläufigkeit, meiden müssen. Gelehrten fehlt es nicht an Gelegenheit, sich hierinnen, aus andern vielfältigen Schriften, die nöthige Belehrung zu verschaffen.

Hier erinnere ich mich zugleich einer Pflicht, der ich mich mit dem süssesten Vergnügen entledige, wenn ich denen Gönnern und Freunden hier öffentlich den verbindlichsten Dank sage, die mich bey dieser Arbeit gütigst unterstützt und mir mit ihrem Büchervorrathe willig gedienet haben. Besonders lieb und angenehm wird es mir seyn, wenn sich, die jetzt an unserm Orte lebenden, in weltlichen Aemtern und Ehrenstellen stehenden Männer, geneigt finden werden, mir, von ihren Lebensumständen, Aufsätze zuzuschicken, um davon künftig Gebrauch zu machen. Ich werde es als einen Beweiß einer besondern Gewogenheit dankbar verehren, wenn fördernde Gönner und Freunde, so mit an einer guten Sache theil nehmen, und mich unterstützen werden. Bleibt es nicht immer nützlich, wenn viele sich mit vereinigen, Wahrheit zu befördern, und zum gemeinen Besten gerne das ihrige beytragen? Wir verlieren dadurch doch nichts, vielmehr gewinnen wir dabey den Vortheil, daß unsere Nachkömmlinge uns danken, und es uns nachrühmen, daß wir mit dem uns anvertraut gewesenen Pfunde gut gewuchert haben.

[A8] Schlüßlich wünsche ich, daß diese meine geringen aber gewiß wohlgemeinten Bemühungen wohl aufgenommen, und ich dadurch ermuntert werden möge, meinen Mitbürgern und Mitmenschen recht nützlich zu werden. Dies wünscht mit aufrichtigem und wohlwollenden Herzen

Thorn,
im Monat May, des                                                  der Verfasser.
1789sten Jahres.


   
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Titelblatt
§. 1. Schilderung des Religionszustandes der alten Preußen vor der Ankunft des deutschen Ordens.
 

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© 2000   Volker J. Krueger, heim@thorn-wpr.de
letzte Aktualisierung: 13.03.2004