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250 Jahre Evangelische Kirche Gurske  


Ernst Basedow


Festschrift
zu der am 28. September 1911 stattfindenden
zweihundertfünfzigjährigen Jubelfeier
der evangelischen Kirche in Gurske


Thorn 1911
Verlag von Walter Lambeck


Diese Seite ist ein Dokument mit einem Kapitel Text
I.  Von der Ankunft der Ordensritter bis zum Brande der Kirche.
 

Die Zahl in blauer eckiger Klammer [23] bezeichnet in diesem Dokument immer den jeweiligen Seitenanfang im Original.


[5] Im Frühjahre 1231 rückte der Landmeister Hermann Balk, den Herzog Konrad von Masovien auf Rat des Bischofs Christian zur Hilfe gegen die heidnischen Preußen herbeigerufen hatte, mit seinen Ordensrittern und einer großen Schar von Ansiedlern und Kolonisten an die Weichsel vor und überschritt diese in der Nähe der heutigen Stadt Thorn. Dort baute er bei der Ortschaft "Tarnowo" eine Burg, welcher er den Namen Thorun gab. "Diß bawen ward also gethon: Uff einem Hübel eine große Eiche stund, wol uffgewachsen mit Esten, doruff machten sie Erker mit Zinnen, hieben Reyen all umb die Eiche, also, daß nicht mehr als ein enger Steg zu der Burg blieb, doruff blieben sieben Brüder mit ihren Knechten wenig, und mußten stets ihre Kahne bey sich hoben, ob sie vor den Preußen nicht hatten können bleiben, daß sie uff der Weichsel wären gegen Nessau gefohren".

Auch die vorhandene, aber baufällige Kirche, die Johannis dem Täufer geweiht war, setzte er wieder in Stand.

Wegen der fortwährenden Ueberschwemmungen wurde diese erste Niederlassung bald aufgegeben und auf der Höhe, etwa zehn Kilometer stromaufwärts eine neue Stadt gegründet. "Alden Thorun" wurde zum Vorwerk und am 14. Oktober 1346 verleiht der Hochmeister Heinrich Tusmer oder Dusmer der dortigen Kirche zum Gedächtnis an die vielen in ihr ruhenden Ordensbrüder die Dörfer Przysiek, Smoln und das kurz zuvor neu angelegte und mit Landbesitz ausgestattete Gorsk oder Gurske. Dem Pfarrer wurde als Gehalt gegeben freies Brenn- und Bauholz im Walde. Er durfte 8 Schweine mit den Schweinen des Schlosses in "den Eicheln" frei hüten lassen und seine Viehweide mit dem Dorfsvieh teilen. 1514 soll die Alt-Thorner Kirche auf Anordnung des Königs Sigismund l von der Stadt Thorn, der die Ortschaft Alt-Thorn geschenkt worden war, wieder hergestellt werden. Dies ist aber wahrscheinlich niemals geschehen, da 1528 das Kirchensilber vom Rat nach Thorn gebracht und siebzig Jahre später der Maurergesell Zweifel oder Zwippel auf Senatsbeschluß mit achttägigem Arrest und einjähriger Verweisung aus der Stadt bestraft wurde, weil er "ohne Vorwissen und Willen Eines E. Rates zu Thorn über 4000 Ziegelen der verfallenen [6]Kirche zu Alt-Thorn an der Weichsel gebrochen und jedes Hundert um 6 Groschen verkauft hatte".

Im Jahre 1457 war auch Gurske als erblicher und ewiger Besitz zu Culmischem Recht der Stadt Thorn geschenkt worden. Daher nahm sich der Rat dieser Ortschaft besonders an, ließ 1586 nach der großen Weichselüberschwemmung den Damm zu Alt-Thorn von der Przysieker Grenze bis an die Gegend, wo jetzt die Gursker Kirche steht, schütten und zog aus dem Westen Ansiedler und Kolonisten, die sogenannten Holländer, zur Besiedlung der Niederung herbei.

Am 30. Juni 1603 wurde von ihm beschlossen, eine Kirche in Gurske zu bauen, "damit die herumwohnenden Holländer, die vormals nach der Stadt haben kommen müssen, wenn sie den Gottesdienst verrichten wollten, sich dahin halten könnten". Erst 1612 am 6. Juli wurde durch den damaligen Halter der Niederungsortschaften Simon Esken der Grundstein zur evangelischen Kirche in Gurske gelegt. Schon 1613 fertiggestellt, fand ihre Einweihung am Tage der Verkündigung Mariä am 25. März 1614 statt. Johann Korbach, Prediger zu St. Marien in Thorn, hielt an diesem Tage eine deutsche Predigt und Dr. Johann Turnovius eine polnische. Nachmittag zur Vesper predigte Paulus Paliurus, Prediger von Grembozcyn. Die Gemeinde hatte sich dazu zahlreich eingefunden, auch viele Bürger aus der Stadt, unter ihnen die Ratmänner Ignatius Schultz, Agidius Lichtfuß und Daniel Esken, wohnten dieser Feier bei. Wenige Wochen später hielt der erste Pfarrer Simon Kayser seinen Einzug in Gurske, dem der Rat 200 Mk. Gehalt gewährte und "20 Rtl. zur Zehrung verehrte".

Im Jahre 1658 begannen polnische Heerscharen Thorn zu belagern. Während dieser Belagerung wurden die Thorner Landgüter arg mitgenommen. Die Polen vernichteten die Przysieker Brau-Pfanne und verwüsteten die Niederungsortschaften derart, daß "die Bauern in die Stadt sich begeben müssen, derer Häuser und Höffe sie nachgehends dergestalt ruinieret, daß nicht ein Pfahl, ja fast nicht ein Stock, an seinem Orte stehen geblieben". Auch die Kirche in Gurske wurde von ihnen in Brand gesteckt und "total" verwüstet.


 
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© 2000  Volker J. Krüger, heim@thorn-wpr.de
letzte Aktualisierung: 13.03.2004