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Ein Tag in Gurske - Ort meiner Schicksalswurzeln  


Auszüge aus der Biographiearbeit von

Renate Tetzlaff, geb. Hagen





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Ein Tag in Gurske - Ort meiner Schicksalswurzeln

 

Die Zahl in blauer eckiger Klammer [23] bezeichnet in diesem Dokument immer den jeweiligen Seitenanfang im Original.

Sonnabend, 04.06.1994

Von Thorn aus starten morgens 5 Frauen mit Herrn Murawsky und Kleinbus nach Gurske und Schwarzbruch. Schon gegen 9.30 Uhr halten wir an der Kirche zu Gurske. Diese leuchtend-weiße Kirche mit dem sehr gepflegten Friedhof und dem großzügigen Aufgang erfreut gleich das Herz. Vornan sehen wir die neue Grabstätte von Herrn Jan Jezak, einem Bekannten unserer Familie. Bei seiner Frau habe ich mich für nachher zu einem Besuch angemeldet. Direkt an der Kirche sind die alten Gräber der Besitzer der Zuckerfabrik Schmolln noch zu finden. Wie bestellt ist das Portal bereits offen.

Endlich bei meinem dritten Besuch in Gurske kann ich hinein und meine Erinnerungen aufleben lassen, wo ich als 5-jähriges Mädchen mit meiner Mutter am Gottesdienst teilnahm. Hier bin ich also getauft worden. Fast überwältigt von dem strahlenden Altar und der besonders schönen himmelblauen Holzdecke, die mit großen bunten biblischen Motiven bemalt ist, deren Anmerkungen in deutsch zu lesen sind. Der Fußboden sowie der Eingang zur Kirche sind in der letzten Zeit erneuert worden.

Gegenüber wohnt seit langem die Familie Jezak. Von Wanda werde ich schon erwartet und gastfreundlich empfangen, während die anderen 4 Damen weiter nach Schwarzbruch fahren und mich nachmittags wieder abholen werden. Frau Jezak ist noch immer untröstlich über den Verlust ihres Mannes. Ganz hart ist es für sie, daß sie gleich 2 Monate später noch ihren Sohn im Alter von 39 Jahren verloren hat, Ihre Tochter mit den beiden Söhnen Mirek und Maciek ist aus Thorn zu Besuch da. Die beiden Jungen schicken sich sofort an, mit mir an die Weichsel zu gehen, an der Kirche vorbei über den Deich, da wo die Kämpe liegt, mein Geburtshaus! Den Rotstein hat man inzwischen verputzt, aber der Treppenaufgang ist noch so wie früher. Heute wohnen hier 3 Familien, darunter der Weichselwärter.

Auf dem Hof steht ein kleiner Trecker. Wir gehen zur Weichsel ans Wasser hinunter, wo ich mir eine Flasche voll "Goldwasser" schöpfe zum Mitnehmen. Das Feld reicht bis zum Ufer. Der Weizen steht gut. Am Rande blühen die Mohnblumen. Durch die hohen Pappeln hindurch sehe ich die grauen Gebäude des Hofes. Die Sonne wärmt, und ich möchte am liebsten dort verweilen. Doch wir drehen uns wieder dem Dorf zu. Die ganz alten Weiden sind morsch geworden, zum Teil abgebrochen liegen die Äste da. Ein Rundblick noch vom Deich aus. - Die Frösche vom Teich her stimmen ein Konzert an. Inzwischen hat Wanda Jezak den Tee aus frisch gepflückten Brennesseln für mich fertig und die üppigen Radieschen aus dem riesengroßen Gemüsegarten zum Mitnehmen geerntet.

Auf dem Friedhof und in der Kirche waren Vorbereitungen für eine Beerdigung getroffen worden. Ein Bauer aus Schwarzbruch sollte beigesetzt werden. Viele Menschen aus der Umgebung mit Fahrrädern, Autos und sogar Bussen trafen ein. Es war wirklich beeindruckend, wieviele dem Verstorbenen die letzte Ehre erweisen wollten.

Bald nun kam auch Dr. Murawskv mit Kleinbus wieder. Alle Frauen wollten nochmal zusammen an die Weichsel. Dann ging es zurück zum Hotel "Helios" nach Thorn. Schnell noch ein Foto vom Ortsschild. Nun hat die liebe Seele wieder Ruhe! Es tat so gut, diese Reise zum Ursprung.

Macht es einfach nach, und Ihr werdet Euer Land der Vergangenheit im neuen Lichte sehen.

Renate Tetzlaff, geb. Hagen


 
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© 2000   Volker J. Krueger, heim@thorn-wpr.de
letzte Aktualisierung: 31.07.2004