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Rathausturm mit Copernicusdenkmal

Arthur Semrau

Die Brüder Friedrich und Albrecht Watzenrode in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts.



Mitteilungen des Coppernicus-Vereins für Wissenschaft u. Kunst zu Thorn, Thorn 1923

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31. Heft, S. 1-4


Die Zahl in blauer eckiger Klammer, z.B.: [23], bezeichnet in diesem Dokument immer den jeweiligen Seitenanfang im Original.

[1]Die 450. Wiederkehr des Geburtstages des Nicolaus Coppernicus am 19. Februar 1923 hat die Teilnahme für das Leben und Wirken des Astronomen neu belebt. Auch die Familiengeschichte des Coppernicus darf erhöhte Teilnahme beanspruchen, und darum sollen hier die ersten bekannteren Mitglieder der Familie Watzenrode, seiner mütterlichen Vorfahren, etwas eingehender behandelt werden.

Nach Bender werden Waczinrode fratres in einem Register über gezahlte Accise etwa in den Jahren 1310 f. zuerst erwähnt. Hier ist vermerkt, dass sie von 42 Fass Asche (Summa 720 Mark) 18 Mark zu zahlen haben. Ohne Nachprüfung der Datierung ist diese Notiz weiter nicht zu verwerten1). Eine der ersten bestimmt datierten Nachrichten über einen Watzenrode ist der folgende schiedsrichterliche Spruch aus dem Jahre 13702).

1370.

Wissentlich sie allen den ienen, die dese schrift horin lesin, das zweitracht vnde schelunge is ghewesin zwisschen den erbaren mannen frederich waczinrode vf eyne syte vnde ludeke van Colne van synes bruder wegin Johannes van Colne vf de andere site. Dise zweitracht habin erbare ghesworne ratmanne, alse her hertwig bedeke, her Gert selant, her Johan van ruden, [2]den sie ire sache mechticlichin zeu vollir macht vs der hant gobin, also berichtit, Das frederich waczinrode sal beczalin her Heynrich van alen 46 marg vnde Radeken vrowindorf 16 marg vnde Ostehoues kinde 10 marg. Ouch so sal her van syme eigenen gute gebin ludeke van Colne 20 marg. Vortmer van der scholt, die man Johan van Colne schuldig is, sie sy van stendin erbin adir wor van das sie sy, van der scholt vs deme gemeynen hufen sal frederich waczinrode zcu beuorne abe nemen vumftehalbe marg. Dar nach was van der scholt vberig blibet bobin de 4 1/2 marg, Das sal frederich vnde ludeke beide vorbenumet gliche vnder sich teilin halp vnde halp. Dar nach sal ludeke van Colne van syme teile, das im zcu gebhorit, van der scholt gebin frederich waczinrode 20 marg. Hier mite sal alle ire sache vnde zweiunge sin ghetotet vnde allirdinge sin gheendet vnde ghelendet. Dise berichtunge is gemachet in deme iare vnses herin MoCCCo lxxo des suntages nach Philippi vnde Jacobi'.

Durch diesen Spruch wurde ein Streit zwischen Friedrich Watzenrode und Johannes van Colne, der durch seinen Bruder Ludeke van Colne vertreten wurde, 1370 geschlichtet. Schiedsrichter waren die Ratleute der Altstadt Elbing Hertwig Bedeke, Gert Selant und Johann van Ruden. Dass Friedrich Watzenrode der Thorner Familie dieses Namens angehört, ist ausser Zweifel; denn der Name kommt in Elbing nicht vor. Die andern in dem Vergleiche Genannten entstammen Elbinger Familien. Der Name Kolner (Colnerus, de Colonia) findet sich in Elbing seit dem Ende des 13. Jahrhunderts1). Die Familie van Alen tritt seit 1333 hier auf2), Radeco Frauendorf wird z. B. 1372 und 1376 genannt3), nur die Familie Ostehof hat sich sonst nicht nachweisen lassen. Ob der Streitgrund in geschäftlichen Verbindungen oder in verwandschaftlichen Beziehungen lag, lässt sich nicht erkennen. Den Anlass, den Streit aus der Welt zu schaffen, mag die bevorstehende Bewerbung des Friedrich Watzenrode um das Amt eines Schöffen gegeben haben. 1371 wurde er nämlich altstädtischer Schöffe, 1376 Ratsherr. Als Ratssendebote nahm er an der Versammlung der Hansestädte am 24. Juni 1376 zu Stralsund teil4). Aus dem libellus de bonis puerorum minorennorum erfahren wir, dass Friedrich und Albrecht Watzenrode, de bonis puerorum Johannis fratris sui', d.h. aus den [3] Gütern der Kinder ihres Bruders Johannes in den Jahren 1376 und 1385 400 und 261 Mark Darlehn zu 5 % gegen Verpfändung ihrer Steinhäuser empfangen haben1). Zum letzten Male tritt Friedrich Watzenrode im Jahre 1389 auf. Damals nahm er mit dem Thorner Kontingent teil an der Expedition des Ordens gegen Falkenburg in der Neumark zur Befreiung des Herzogs Wilhelm von Geldern, der auf einer Fahrt nach Preussen durch Eckard v. Walde und dessen Raubgenossen in Falkenburg gefangen gesetzt worden war2).

Friedrich und Albrecht Watzenrode gehörten dem Kaufmannsstande an. Unter den in dem Schiffe des Peter Gerhardesson enthaltenen Waren, das 1387 Schiffbruch litt, befanden sich auch 20 frusta cere (20 Stück Wachs) des Albertus Waczilrode, die 300 Mark kosteten. Im ganzen hatte das Schilf ausser andern Waren 72 Stück Wachs geladen3). Dass beide Brüder Handelsbeziehungen zu Lemberg hatten, geht aus einem Briefe des Rates von Lemberg an den Rat von Thorn hervor. Bender setzt den Brief in die Jahre 1375-14004). Da aber Friedrich Watzenrode in ihm schon als verstorben genannt wird, gehört der Brief in die Jahre von 1390 abwärts. Der Rat von Lemberg schreibt, dass Peter Folmar, der dem Albrecht Watzenrode und Friedrich Watzenrode, 'dem got genade', und andern Erben eine gewisse Summe Geldes schulde, gegenwärtig zahlungsfähig sei. Peter Folmar war 1384 Schöffe, seinem Gewerbe nach Gewandschneider. 1388 verkaufte er mit seiner Frau Katharina eine Gewandkammer an Peter Stacher5). Vielleicht schuldete Folmar den Watzenrode das Geld für gelieferte Tuche.

In dem Lemberger Briefe werden noch die Lemberger Bürger Hans Drayczin und Cleyne Andris und Herr Werner Rothe zu Thorn genannt. Diese Namen weisen auf die Zeit von 1386-1411 hin. Hannus Drayczin (Dreuczin, Trewczen, Troyschin) ist als Lemberger Bürger 1386-1400 nachgewiesen6). Werner Rote wird in den Jahren 1399-1411 genannt7).

Albrecht Watzenrode wurde 1377 Schöffe, also ein Jahr später, nachdem sein Bruder Friedrich aus dem Schöffenstuhl in den Ratsstuhl gekürt worden war. Er blieb im Schöffenstuhl bis 1399, seit 1383 als Schöffenmeister und starb wohl 14008).

[3]Wir erhalten folgende genealogische Uebersicht:

...........Watzenrode

Johannes W.
1376 als † genannt,

Friedrich W.
nachweisbar seit
1376, † in den 90er
Jahren des 14. Jh.

Albrecht W.
nachweisbar seit 1376,
† etwa 1400

Kinder
1376 und 1385 als
minderjährig genannt

Der genealogische Zusammenhang dieser Watzenrode mit den unmittelbaren Vorfahren des Coppernicus ist noch nicht klargestellt. Bender nimmt ohne Begründung an, dass der oben genannte Albrecht Watzenrode der Vater der drei von ihm nachgewiesenen Brüder Albrecht, Tilmann und Lukas ist, und er hält diesen Lukas für den Vater des Bischofs Lukas Watzenrode und der Barbara, der Gattin des Nicolaus Coppernicus, während nach der überlieferten Stammtafel der Grossvater dieser beiden Kinder nicht Albrecht, sondern Tidemann Watzenrode heisst.

Die genealogischen Untersuchungen über die Familie Watzenrode könnten vielleicht dann zu einem sicheren Ergebnisse geführt werden, wenn alle einschlägigen Einträge der Schöffenbücher berücksichtigt würden. Dabei müsste auch versucht werden, die von Leopold Prowe genannten Mitglieder der Familie Albrecht Watzenrode II (Schöffe 1403 und 1404), Friedrich Watzenrode II (Schöffe 1413 und 1414, Ratmann 1415, † 1416)1) und Albrecht Watzenrode III (Schöffe 1423-1428), zu denen noch ein Friedrich Watzenrode IV hinzukommt, in eine Stammtafel einzufügen2).

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  • Seite 1: [Wenn Sie die Fußnoten-Nummer anklicken, führt Sie dies zurück zu Ihrem Ausgangspunkt.]

  • 1)  Das Register ist nur in einer Abschrift erhalten. Mitteilungen des Coppernicus-Vereins 3. Heft S. 64.
    2)  Lib. civitatis II Pergamentblatt zwischen Blatt 15 und 16 eingefügt. Stadtarchiv Elbing. Nach L. Prowe erscheinen Träger des Namens W. seit dem Jahre 1369 in den Schöffenbüchern der Altstadt Thorn. 18. Jahresbericht des Coppernicus-Vereins S. 8. Der Eintrag. ist hier nicht wiedergegeben.

  • Seite 2: [Wenn Sie unterstrichene Fußnoten anklicken, führt Sie dies zu der Fundstelle im Original.]

  • 1)  Zinsbuch 1295- etwa 1316.
    2)  z. B. Hermannus de Alen 1333 Toeppen, Elbinger Antiquitäten S. 285. Henr. van Alen 1338 Wiesenbuch 1353 S. 11. Henczco van Alen 1353 Wiesenbuch S. 42. Johann de Alen 1353 Wiesenbuch S. 44.
    3)  Radeco vrowendorf 1372 Lib. civ. II Bl. 18 Sp. 3, 1374 ebenda Bl. 24 Sp. 1.
    4)  'dominus Fridericus Wasselrode'. Die Hanserecesse und andere Akten der Hansetage Bd. II S. 131. Im Personenverzeichnisse steht fälschlich Johannes W. Die Behauptung Prätorius (Ehrentempel S. 8), er wäre ö f t e r s auf die Hansetage geschickt worden, lässt sich aus den Hanserecessen nicht erweisen.

  • Seite 3: [Wenn Sie die Fußnoten-Nummer anklicken, führt Sie dies zurück zu Ihrem Ausgangspunkt.]

  • 1)  Mitteil. des Copp.-Ver. 3. Heft S. 64.
    2)  Mitteil. d. Copp.-Ver. 13. Heft S. 14. Scriptores rer. Pruss. 11. Bd. S. 634.
    3)  Hanserecesse 4. Bd. S. 156.
    4)  Mitteil. d. Copp.-Ver. 4. Heft S. 83.
    5)  Najstarsza ksiega miejska 1382-1389 wydal/ Aleksander Czol/owski We Lwowie 1892 Nr. 142 und 598.
    6)  Najstarsza ksiega miejska Nr. 350 und 707. Handelsrechnungen des DO. Hg. von Sattler S. 136-137.
    7)  Mitteil. d. Copp.-Ver. 13. Heft S. 24, 30, 42. Er wurde 1404 Ratmann. Prätorius, Eh-rentempel S. 12.
    8)  Mitteil. d. Copp.-Ver. 3. Heft S. 66 f.

  • Seite 4: [Wenn Sie die Fußnoten-Nummer anklicken, führt Sie dies zurück zu Ihrem Ausgangspunkt.]

  • 1)  Friedrich Watzenrode II wird als Einnehmer des Wächterlohns 1409 genannt. Er starb 1416 bei einer Pest. Mitteil. d. Copp.-Ver. 13. Heft S. 39 und 49. Die Nachricht, die Prätorius Ehrentempel S. 8 aus dem Jahre 1411 bringt, kann sich nur auf Friedrich Watzenrode II keziehen.
    2)  18. Jahresbericht d. Copp.-Ver. S. 8. Prätorius Ehrentempel S. 14. Mitteil. d. Copp.-Ver. 13. Heft. S. 105.



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    © 2000   Volker J. Krueger, heim@thorn-wpr.de
    letzte Aktualisierung: 13.03.2004