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Hugo Krause

Notizen von unserem Treck 1945
von Großbösendorf bis Mecklenburg



Bundesarchiv, Ost-Dok 2, Paganierung 92-101


 

Die Zahl in blauer eckiger Klammer, z.B.: [23] , bezeichnet in diesem Dokument immer den jeweiligen Seitenanfang im Original.



[92] Am Sonntag, d. 21. Januar, um 12.- Uhr, fuhren wir mit Züke's, im Wohnwagen weg, Richtung Fordon. Wir kommen aber nicht weit, nur bis Tews-Amtal. Da drehten wir um und fuhren zurück, weil die Chaussee so voll mit Trecks war, daß wir nicht weiter durchkamen. dann schickte uns Nachbar Zühlke mit Schlitten, bis Ostrometz. Wir gedachten mit der Bahn bis Zempelburg zu fahren. Da aber kein Personenverkehr mit der Bahn war, mußten wir zurück fahren. Zuhause fanden wir das Haus voll von Flüchtlingen und Soldaten.

Montag, den 22. Januar. Wegen Räumungsaufforderung, fuhren wir wieder mit Zühlke's, um 13.- Uhr weg, bis Oborski. Dort waren unsere Bösendorfer, im Abzuge. Es war schon wieder Stimmung zurück zu fahren. Dann fuhren wir doch über Renskau, bis Unislaw. Dort wollten wir Quartier machen, konnten aber nicht bekommen. Es war schon gegen Abend. Wir fuhren dann weiter bis Kulm, an der Weichsel. Dort kamen wir in der Nacht 2.30 Uhr an. In der Nacht war es kalt, sonst gelinde. An der Weichsel mußten wir warten, bis gegen 12.- Uhr mittags. Wir haben doch gefroren [93] und konnten uns dort, in einem armseligen Haus, zeitweise erwärmen. Es waren dort sehr viele Flüchtlingswagen, die dort über das Eis wollten. Gegen 13.30 Uhr waren wir über das Eis der Weichsel. Im nächsten Dorf, im Schwetz'er Kreis machten wir wieder Rast und wurden Pferde gefüttert. Dann ging es in Richtung Tuchel weiter, bis Grützen. Dort wurden wir in einem Arbeitsdienstlager, zur Nacht untergebracht. Es war dort sehr voll. Wir saßen auf Stühlen und haben geschlafen. Daß Wetter war recht günstig.

Mittwoch d. 24. Januar. Gegen 8. Uhr ging unser Treck wieder weiter. Es war ein schöner Wintertag. Es war aber glatt. Gegen 13.- Uhr wurden die Pferde gefüttert. Eine Stunde Raßt. Wir mußten auch sehr oft halten, weil die Chaussee verstopft war, von den Trecks. Wir kamen also nicht viele Kilometer weit. Gegen 19.- Uhr quartierten wir uns in einem großen Dorf ein. Es war alles überfüllt von Flüchtlingen.

Gekocht haben wir mit Frau Janke zusammen, auf einem rauchigen Herd. Geschlafen haben wir in einer Schulklasse auf Strohschütten, unsere Betten.

25. Januar, Donnerstag. Gegen 8.- Uhr ging es weiter. Daß Wetter war nicht [94] so schön, wie am Vortage. Wir musten oft anhalten, weil die Straße mit Trecks verkeilt war. Deß Abends kammen wir in Tuchel an, und wurde dort Quartier gemacht. Es war eine helle Nacht. Ich habe zur Wache auf dem Wagen geschlafen. Die Stadt Tuchel hatte große Sääle für Flüchtlinge mit Strohschütten herrichten lassen. Es gab auch warmen Kaffee, auch des Abends, warme Speisen.

Hier starb infolge der Strapazen Johann Heise - Ellermühl und Frau Oswaldt - Hohenhausen, schnitt sich die Pulsadern durch. Hier wurde uns auch als Aufnahmeort, der Kreis Bütow, Pommern, zugewiesen.

26. Januar, Freitag. Gegen 8.30 Uhr rückten wir wieder ab. Es war windig und kalt. Es waren wieder sehr lange Trecks. Nach ungefähr 15 km. Fahrt lieh ich mir von Erna Duwe ein Rad und fuhr per Rad nach Zempelburg. 13.30 Uhr war ich dort. Ich war sehr müde, habe noch tüchtig gegessen und dann geschlafen. Wie ich mir dachte, war Mutter mit Ew. Zudse auch dort. Es dauerte aber nicht lange, da kam Räumung für Zempelburg, und wir fuhren mit Heinz und Famile, gegen 19.- Uhr von Zempelburg ab, bis Kl. Lutau, Kr. Zempelburg. Wir hausten alle in einem Zimmer. Ich schlief auf der Ofenbank.

[95] 27. Januar, Sonnabend. Es hatte in der Nacht tüchtig geschneit und war kalter Wind. Die Wege waren voll Schnee. Wir waren früh weggefahren. Es war Schneetreiben, weil wir so froren, fuhren wir gegen 12.- Uhr auf einen Bauernhof, in der Gemeinde Grünau, Kr. Flatow. Die Leute waren schon ??ben, alle geflüchtet, und uns stand alles, voll zur Verfügung.. Weil so schlechtes Wetter, blieben wir bis zum nächsten Tag.

28. Januar, Sonntag. In der Nacht hatte es noch tüchtig geschneit. Gegen 8.- Uhr fuhren wir weiter. Die Straßen waren vom Schnee ganz verweht. Der Schnee lag stellenweise 1 m. hoch. Die Pferde konnten garnicht weiter. Stellenweise mußten wir den Wagen rausschippen. Gegen Mittag langten wir in dem Dorf Mossin, Kr. Schlochau an. Dort war auf einem Gutshof der Besitzer geflüchtet. Dort richteten wir uns ein.

Wegen der vielen Schneemassen konnten wir nicht weiter und mußten uns dort auf einige Tage dort zu bleiben, einrichten. Es hatten sich noch einige Flüchtlinge angeschlossen. Im ganzen 5 Wagen. Wir machten Gemeinschaftsküche. Die Pferde hatten auch gut Futter.

Wir blieben auf diesem Gutshof bis Sonnabend, den 3. Februar. Wir haben zeitweise auf der Straße geschippt. [96] Die Frauen halfen melken und einige Männer das Vieh füttern. Dafür hatten wir reichlich Milch.

Mutter war hier auch einige Tage krank. Hatte 39,5 Fieber. Es war nun auch Tauwetter eingetreten.

3. Februar, Sonnabend. Heute um 9.- Uhr ziehen wir weiter, von diesem Gutshof, über Schlochau, in das Dorf Förstenau, Kr. Schlochau. Wir sind gegen Abend angekommen und hausen alle in einer Stube. Die 4 Pferde in einer kleinen Scheune.

4. Februar, Sonntag. Gegen 12.- Uhr ziehen wir weiter, bis zum Dorf Stegers Kr. Schlochau. Wir wohnen im Pfarrhaus. Heinz vertritt den dort, den geflüchteten Pfarrer.

9. Februar, Freitag. Wir sind in Stegers. Wir haben heute Pferdefutter eingeholt, für unsere 4 Pferde.

13. Februar, Dienstag. Stegers. Frau Lux ist heute abgefahren, sie will nach Zempelburg zurück.

14. Februar, Mittwoch. Frau Lux ist heute wieder zurück gekommen. Es ist Regenwetter.

15. Februar, Donnerstag. Schlochau muß heute geräumt werden.

18. Februar, Sonntag. Heute hält Heinz in Stegers noch einen Gottesdienst und eine Beerdigung. Da der Russe näher kommt, ziehen wir heute um 12.- Uhr hier ab, bis zum Städtchen [97] Baldenburg, Kr. Schlochau. Nach 15 km . Fahrt sind wir um 17.- Uhr in Baldenburg, zur Nacht in einem Pfarrhause.

19. Februar, Montag. Um 10.- Uhr fahren wir weiter. Nach 18 km. Fahrt, sind wir gegen 15,- Uhr in Bublitz, Kr. Köslin, zur Nacht in einem Pfarrhaus.

20. Februar, Dienstag. Um 9.30 Uhr fahren wir wieder weiter. Von 13.- bis 14.- Uhr haben wir Mittag gemacht und Pferde gefüttert. Um 16.- Uhr treffen wir nach 27 km. Fahrt in Seeger, Kr. Köslin, ein.

21. Februar, Mittwoch. Um 9.- Uhr geht es weiter. Um 13.- Uhr, machen wir in einem Dorf Mittag und füttern die Pferde. Nach 27 km. Fahrt, machen wir im Dorf Warchmin, Kr. Köslin, um 16.30 Uhr Quartier, ein Bauerngehöft.

22. Februar, Donnerstag. Um 9.- Uhr geht es weiter, bis Zerwin, Kr. Kolberg, bei alten Pfarrersleuten machen wir Quartier.

23. Februar, Freitag. Heute fahren Heinz und ich von hier, nach Kolberg. Otto Lange's und Helmut Unger's besucht. ‚Um 12.45 Uhr sind wir aus Kolberg zurück. Um 14.- Uhr geht es weiter, und kommen um 16.30 Uhr in Carrolin, Kr. Kolberg an. In einem freundlichen Pfarrhaus bezogen wir Quartier.

24. Februar, Sonnabend. Um 9.- Uhr fahren wir weiter und kommen um 15.- Uhr [98] in Treptow an. Wir wohnten in einer Spielschule.

25. Februar, Sonntag. Um 9.15 Uhr fuhren wir weiter und kommen um 15.30 Uhr in Gr. Inslin an. Wir wohnten in einem Pfarrhause, besonders gut.

26. Februar, Montag. Wir fuhren um 9.15 Uhr weg, über Cammin, bis ??ilberkuhl, Kr. Cammin. Quartier in einem Bauernhaus, sehr gut.

27. Februar, Dienstag. Heute fuhren wir nach 5.15 Uhr weg,, [weil früh, die Straße sehr frei ist.] über Gollnow. In Gollnow wurde ein Treck zusammengestellt. 18.15 Uhr kammen wir in ????krug, Kr. Naugard an. Hier haben heute 50 km gefahren.

28. Februar, Mittwoch. Um 8.- Uhr fuhren wir mit dem Treck weiter. Um 15.- Uhr fuhren wir bei Stettin, über die Oder. Gegen Abend kommen wir nach Schillersdorf, Kr. Stettin, und wurden in einem Pfarrhaus gut aufgenommen.

1. März, Donnerstag. Heute bleiben wir hier in diesem Pfarrhaus. Heinz ist heute zum Konsistorium nach Stettin gefahren.

2. März, Freitag. Um 8.30 Uhr fahren wir weiter (ohne Treck) nach 30 km. Fahrt kommen wir in Retzin, um 16.- Uhr an, und wohnen gut, in einem Pfarrhaus, bei Pfarrersleuten. Es war kalter Sturm.

[99] 3. März, Sonnabend. Wir gedenken bis Montag hier zu bleiben. Heinz ist heute zum Konsistorium, nach Weimar (Randnotiz: =Schwerin) gefahren.

5. März, Montag. Heute fahren wir gegen 11.- Uhr weiter. Gegen 16.- Uhr treffen wir in Pasewalk ein. Wir übernachten dort in einem Konfirmandensaal.

6. März, Dienstag. Um 9.- Uhr geht es weiter, und treffen, nach 30 km Fahrt, gegen Abend in Woldegk Meklenburg Strelitz ein.

7. März, Mittwoch. Wir fahren früh weg, über Neubrandenburg bis Kasdorf. Heinz soll hier, den bei der Wehrmacht stehenden Pfarrer vertreten. Wir sind 45 km. gefahren. 17.- Uhr Ankunft.

10. März. Sonnabend. Wir sind in Kastorf. Heinz ist heute wieder nach Weimar Schwerin, zum Konsistorium gefahren.

12. März, Montag. Heute kommt Heinz aus Weimar Schwerin zurück. Ihm ist die Vertretung der Pfarrstelle Carlo, Kr. Schönberg, Mecklenburg, zugewiesen.

16. März, Freitag. Heute, ganz früh wird Mutter, Martel und Kinder zur Bahn gefahren. Die wurden mit der Bahn und Autobus bis zum Pfarrhaus in Carlo gefahren. Frau Lux bleibt mit ihrem Gespann noch hier. Heinz und ich werden wieder mit Wagen fahren. Wir fahren um 7.30 Uhr hier weg. Wir müssen noch 175 km. [100] weiter fahren. Mittag haben wir uns in einem Hause abkochen lassen und danach Pferde gefüttert. Wir fahren über Malchin. Nach 32 km. Fahrt, kehren wir um 17.- Uhr in Neuendorf in einem Bauerngehöft ein und finden freundliche Aufnahme.

17. März, Sonnabend. Um 9.- Uhr fahren wir weiter, über Teterow, gegen Abend kommen wir zu dem schönen Walddorf Klüss, dort machen wir Quartier und haben gute Aufnahme.

18. März, Sonntag. Wir fahren früh weg über Güstrow bis zur Stadt Sternberg. Die Pferde stehen in einer Scheune. Wir schlafen beide auf unserm Wagen.

19. März, Montag. Wir fahren früh weg. Es sind viele Berge und vor Schwerin, zwischen zwei Seen fahren wir durch, dann geht es durch Schwerin. Gleich hinter Schwerin (Vorort von Schwerin) machen wir Quartier. Die Pferde stehen unter einem Ziegelei-Schuppen. Wir schlafen in unserem Wagen. 35 km. gefahren.

20. März, Dienstag. Um 7.45 Uhr fahren wir weiter, über Gadebusch, und treffen um 18.15 Uhr in unserem Ziel Carlow ein.

[101] Montag, den 26. März fahren, Mutter und ich, nach Lübeck. Ich komme Mittwoch, den 4. April zurück.

Am 3. Mai sind die ersten Engländer hier.

Freitag, den 29. Juni. Heute ziehen Heinz und Familie von hier nach Lübeck.

Sonntag, den 1. Juli. Heute soll dieses Gebiet von Russen besetzt werden.

1946,   7. Mai, heute mit Gepäck nach Rehna
   "     27. Juni, abgefahren nach Berlin.
   "     23, Juli vom Lager nach Lübeck
   "     25. Juli in Lübeck eingetroffen.
1948, - Hugo am 22. Juni zuhause aus Gefangenschaft.

 
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© 2000   Volker J. Krueger, heim@thorn-wpr.de
letzte Aktualisierung: 04.01.2009