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Rathausturm mit Copernicus-Denkmal

Heinz Krause  † 4.3.2001

Ausflüge - nach und von Thorn

[Auszug]

aus
Thorner Nachrichten,
Ein Heimatbote der Patenstadt Lüneburg
für die ehem. Thorner aus Stadt und Land,
Nr. 10, Dez. 1978, S. 11-13.

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Eine freundliche Zusendung von Pfarrer Krause


Die Zahl in blauer eckiger Klammer, z.B.: [23], bezeichnet in diesem Dokument immer den jeweiligen Seitenanfang im Original.




Heinz Krause

[..] Die andere Möglichkeit, dem Ziel näher zu kommen, war die Chaussee weiter zu gehen in Richtung Wiesenburg. Das Gut Wiesenburg, (Przysick) der Familie Neumann gehörig, mit seinem großen Baumbestand liegt unmittelbar an der Straße. Früher war es ein Stadtgut, das von der Stadt selbst bewirtschaftet wurde. Hier hat schon anno 1755 einer meiner Vorfahren, der hier "Stadtschreiber" war, am "26. May vom Klamant von Gurske zwei Wallachen gekauft vor 56 Reinthaler". (So stehts in den Magistratsakten). Nun geht es weiter auf Rossgarten zu. Gleich hinter der Gastwirtschaft Marquardt erhebt sich ein unverkennbares Wahrzeichen des alten Urstromtales der Weichsel, das von Thorn bis zur Oder reichte, ein Sandberg, gekrönt von einer Windmühle. Diese Sandberge sind die höchsten Erhebungen der Sandbänke im ursprünglichen riesigen Flußtal. Sie durchziehen die ganze Niederung und zwar fast immer parallel zum Stromlauf. Entsprechend verlaufen auch die Dörfer, die Straßen und die Eisenbahn. Letztere nähert sich hinter dem Rossgartener Mühlenberg der Straße, nachdem sie den Sandberg hinterrücks umgangen hat. Einmal soll sie hier im Schneesturm in einer Art Hohlweg stecken geblieben sein. Nun so sehr stark war die Lokomotive nicht. Die Schnelligkeit der Bahn auch nicht. So neben der Bahnstrecke gehend erreicht man den Bahnhof Gurske. Aber zum Mittelpunkt des Dorfes kommt man nur, wenn man kurz vorher nach links auf den Kirchweg einbiegt. Er ist als Kirchweg nicht nur mit guten Vorsätzen gepflastert, sondern auch mit harten Steinen, die ein schier unverwüstliches Pflaster bilden, das sich durch alle Zeitläufe unversehrt erhalten hat bis zum heutigen Tage.

Hat man aber den harten Kirchweg geschafft, dann steht man vor dem sehr schön auf einer Anhöhe gelegenen Kirchgrundstück: Die alte Barockkirche umgeben von vielen Bäumen inmitten des Friedhofes. Aber sicher wird man zuerst nach anstrengendem Marsch im Wirtshaus einkehren wollen. Die Ross'sche Wirtschaft (früher Reimann) liegt dicht neben der Kirche. Viele fröhliche Feste wurden hier gefeiert. Hier kehrte man gerne ein. Ein Spaziergang zum Damm lohnt sich. Und dann muß man natürlich die Kirche besichtigen und den Friedhof - eine Stätte der Besinnung und Erholung. Ja bei früheren Hochwassern war das hier manchmal auf dem Kirchenhügel die letzte Zufluchtstätte für Mensch und Tier.

Das eigentliche Ziel unseres Ausflugs ist erreicht, aber vielleicht möchte der eine oder der andere noch ein Stück weiter durch die sogenannte "Stadtniederung" wandern oder radeln. Dann geht es hinter dem Gursker Bahnhof die Chaussee entlang. Ein herrlicher Weg! Die Straße selbst ist eigentlich eine Birkenallee und wird auf beiden Seiten von Waldstücken eingerahmt. Die Bahntrasse läuft immer dicht daneben, nur bei dem alten Krug mit dem merkwürdigen Namen "Zalsieboze" (Gottesschmerz?) trennt sie sich für eine kurze Strecke von der Straßenführung. Auf der linken Seite erscheinen Gursker Gehöfte, und dann kommt der Bahnhof Schmolln-Breitental. Hier ging wohl auch der Weg ab zum "Schmeicheltal", den besonders junge Paare liebten. Weiter die herrliche Waldstraße mit den schlanken weißen Birkenstämmen - viele Kilometer weit! - Erst in Pensau kommen wieder Häuser in Sicht: Links der kleine Friedhof mit einer Kapelle, rechts der Bahnhof. In Groß Bösendorf hört der Wald ganz auf, und man bekommt den Blick frei für die behäbig daliegenden Gehöfte. Rechts die Abzweigung der Chaussee nach Rentschkau, dann die Gastwirtschaft Oborski und dann etwas zurückliegend Schule und Kirche, dann die Molkerei. Wenn man nicht Bekannte unter den Bauern hatte, eilte man zum Gasthof Tews, der schon den Anfang des Dorfes Amthal bildete. Hier waren die ländlichen Vergnügungen, zu denen aber auch oft Bewohner der Stadt Thorn kamen. Mitglieder des Wandervogels und Ruderergruppen - sie waren mit dem Boot die Weichsel stromab gerudert - übernachteten gerne auf den deutschen Höfen, wo man sich über den Besuch der Jugend freute.

In Scharnau, dem letzten Dorf in der Stadtniederung, kam die "Höhe" immer näher. Die Straße teilte sich: Links ging es zur Schulitzer Fähre - rechts nach Ost[r]omecko, einem beliebten Ausflugsziel mit einem großen Park und den beiden Schlössern der Grafen Alvensleben. Sehr Ortskundige kannten auch den Waldweg (gleich hinter der Försterei) zum Steilufer mit dem Blick auf das WeichseIknie, die Brahemündung und Brahnau ... einer der allerschönsten Plätze unserer Heimat. Noch einmal dorthin "ausfliegen" können ... ?



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© 2000  Volker J. Krüger, heim@thorn-www.de
letzte Aktualisierung: 13.03.2004