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Albrecht DuweGursker Blaetter |
[5 - 7] Die Gursker Kirche | |
Die Zahl in blauer eckiger Klammer, z.B.: [23], bezeichnet in diesem Dokument immer den jeweiligen Seitenanfang im Original. |
[5] Auszug aus der Festschrift des Pfarrers Ernst Basedow anläßlich des 3oo jährigen Bestehens der Gursker evangelischen Gemeinde, Thorn 1914, und der vorangegangenen von 1911 zum 25o jährigen der Kirche nach dem Wiederaufbau von 1661. Bild der Kirche von 1911 Die Weichselniederung westlich Thorns war schon vor der Ordenszeit besiedelt. Auf den höhergelegenen Stellen standen die Katen der Landleute und Fischer. Eine erste Kirche dort erbaute der deutsche Orden am Ort seiner ersten Stadtgrün-dung von 1231. Wegen wiederholter Überschwemmungen wurde die Stadt weiter östlich an einem höhergelegenen Platz neu angelegt. Zurück blieb eine Restsiedlung mit einer Stadtkirche, - das Dorf Alt-Thorn. Im Jahre 1346 verlieh der Hochmeister dieser Kirche "zum Gedächtnis an die vie-len in ihr ruhenden Ordensbrüder" einige Dörfer in der Nachbarschaft, darunter das kurz vorher angelegte Dorf Gurske. Nach dem Abfall der "Bündischen" (den preußischen Städten und dem Landadel) vom Orden wurde das Land in einem Kleinkrieg, der 25 Jahre andauerte, verheert und entvölkert. Die Kirche in Alt-Thorn verfiel. Inzwischen hatte der neue Landesherr, König Kazimir von Polen, "seiner getreuen Stadt" die westlich gelegenen Niederungsdörfer geschenkt. Damit wurde Thorn ihr Grundherr, der darauf bedacht sein mußte, sie zu seinem Nutzen neu zu besiedeln. Der Erfolg ließ auf sich warten, denn der wirtschaftliche Niedergang und die wiederholten Überschwemmungen ließen ihn nicht zu. Erst nachdem (um 158o) die Niederung durch eine neue Dammschüttung gegen das Hochwasser gesichert war, konnte der Magistrat die alten und viele weitere Bauernstellen neu besetzen. Inzwischen hatte Luthers Reformation unser Gebiet erreicht und Thorn war zum Hort der neuen Lehre geworden. Deshalb wurden nun Bauern aus den Niederlanden und dem norddeutschen Raum ins Land gerufen, alles Protestanten, die auf Zeitpacht (Laufzeit 30 Jahre) angesetzt und mit einer Verfassung (Willkür) ausgestattet wurden, die ihnen eine gewisse Selbstverwaltung garantierte. Man nannte sie allgemein "Holländer". In Gurske erhielten sie ihre (evangelische) Kirche. Die Einweihung fand feierlich und unter großer Beteiligung des Rates und weiterer angesehener Bürger am 25. März 1614 statt. [6] Während des 1. Nordischen Krieges (1655-166o) geriet Thorn in die Hand der Schweden. Bei der Belagerung durch polnische Truppen wurden die Thorner Dörfer weitgehend verwüstet, die Gursker Kirche ging in Flammen auf. Sehr bald aber nach dem Frieden von Oliva 1660) wurde sie neu errichtet, Einweihung schon am 2. Februar 1661. Spärlich eingerichtet war sie vorerst: Einen Taufstein aus dem 14. Jh. gab es und eine Kanzel von 16o8 (späte Renaissance). Einen würdigen Altar stiftete erst 1677 ein Thorner Kaufherr. Zehn Jahre danach (1687) erhielt die Kirche den zierlichen Dachreiter mit dem blechbeschlagenen Helm. Dort fand auch eine erste Glocke ihren Platz. Sie war mit einer lateinischen Inschrift und Ornamenten geschmückt, darunter das Datum der Entstehung : "Thoren 1674". Im Jahre 1694 wurde der Westgiebel erneuert und dabei das Fachwerk durch massives Mauerwerk ersetzt - gestiftet durch die Predigerfrau Marianne Prochnau. Diese war es auch, die im Jahre 17oo die Kirchendecke mit gehobelten Brettern ausschlagen und mit Gemälden aus der biblischen Geschichte ausschmücken ließ. Neben der Orgel, die ihr ebenfalls zugeschrieben wird, wurde eine Tafel angebracht, die unter anderem die Verdienste des derzeitigen Oberbürgermeisters und königlichen Burggrafen Georg Hübner würdigt und damit an die große Maßnahme "anno 17oo zum Himmelfahrtstage" erinnert. Als schließliche Krönung der inneren Ausstattung erhielt die Kirche am 22. Mai 1727 einen holzgeschnitzten Altarumbau aus dem Legat des "hochedlen Herrn Gerhard Thomas, Ältesten Bürgermeisters ... bei seinem Ende". Der Stifter war anläßlich des Thorner Bluturteils von 1724 seines Amtes als Thorner Oberbürgermeister und königlicher Burggraf enthoben worden. Offenbar hatte er die schlimme Zeit, in welcher der Bürgermeister Rösner und neun weitere Verurteilte auf gräßliche Weise hingerichtet wurden, nicht lange überlebt. Wenige Jahre hiernach erhielt der Dachreiter eine zweite und kleinere Glocke, der anderen ähnlich verziert und mit der Jahrzahl "Thoruny 1738". Mit dieser Ausstattung hat das Gotteshaus die Zeiten überdauert. Zwischendurch (um 183o-185o) wurden mehrere Reparaturen durchgeführt. Innen wurde die Kirche umfassend renoviert und die Orgel vergrößert. Die Sakristei verlegte man von der Nord- auf die Südseite. Der Dachreiter erhielt eine neue, rotgestrichene Blechabdeckung und die Kugel unter der Wetterfahne glänzte seitdem feuervergoldet über den Wipfeln der Friedhofsbäume. Ein 188o geplanter Turmanbau am Westgiebel kam nicht zur Ausführung. Der Friedhof um die Kirche herum wird sehr bald eine Einfriedung erhalten haben. Im Katastrophenbericht von 1786 wird eine Mauer erwähnt, die "im unteren Ende nach Alt-Thorn zu zwei Ellen tief im Wasser" stand, während der höher gelegene Abschnitt beim Torweg an der Unterstraße weiter herausragte. In diesem Bereich, nahe der Ecke beim Krug , hat man später an der Mauer drei Bronzetafeln angebracht mit den entsprechenden Höchstwassermarken. Unter ihnen die von 1786. Sei dieser Katastrophe übrigens ist die Witwe Anna Krüger, die deshalb in allen Krüger'schen Annalen Erwähnung findet, in den Fluten umgekommen. Dem Bericht Pastor Liebelts zufolge ertrank sie in der Wohnung beim Versuch, ihr Vieh zu retten. Ihr toter Körper sei weitab zwischen angelandeten Eisschollen gefunden worden. Das mächtige, kunstvoll gemauerte Friedhofsportal an der Unterstraße ist neueren Datums. Der Thorner Bühnenmaler aus der Zeit vor 19oo zeigt es schon auf seinem Gemälde von der Kirche. [7] Die Reihe der Gursker Pfarrer ist lang, in 3oo Jahren 24 Amtsträger. Pfarrer Basedow hat sie in seiner Festschrift von 1911 lückenlos aufgeführt und mit Kurzbiographien versehen. Ihren nachgelassenen Berichten und Notizen ist es zu verdanken, daß die Annalen der Kirche wie ihrer Gemeinde so vollständig überliefert sind. Einige der Pfarrer seien hier erwähnt:
Seit dem Jubiläum von 1914 ist das Land mit seinen Menschen durch zwei Weltkriege und eine unfriedliche Zwischenkriegszeit heimgesucht worden. Die Gursker Schule wurde schon 1926 durch Manipulation zu einer polnischen gemacht, - ein Vorgang, der in der Festschrift zur 75o-Jahr-Feier der Stadt Thorn, von Dr. Horst Krüger 1981 herausgegeben, auf Seite 6o erläutert ist. Die Kirche blieb bis zur Vertreibung von 1945 unangefochtener Mittelpunkt und Hort der deutschen Gemeinde. Seitdem ist sie ein katholisches und polnisches Gotteshaus. Der Besucher findet sie gepflegt und in gutem Zustand. Einiges hat sich verändert: Der Zugang ins Innere führt heute durch den westlichen Vorbau und der ehemalige Haupteingang an der Nordseite ist zugemauert. In der so entstandenen Nische hat man einen Altar zur Anbetung aufgestellt und darüber ist (übersetzt) zu lesen: "Segne Mutter unsere polnische Erde". Auch der Friedhof ist gepflegt, die deutschen Gräber allerdings sind bis auf einige exponierte bzw. dekorative Grabmale getilgt. |
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letzte Aktualisierung: 04.09.2004