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Horst Ernst Krüger:


Die Geschichte einer ganz normalen
Familie aus Altthorn in Westpreussen


kommentiert und um Quellen ergänzt von Volker Joachim Krüger


Diese Seite ist ein Dokument mit einem Kapitel Text

Möglichkeiten und Grenzen der Spezialisierung und Vollmechanisierung

 

Die Zahl in blauer eckiger Klammer [23] bezeichnet in diesem Dokument immer den jeweiligen Seitenanfang in der Originalausgabe, die dem Herausgeber vorliegt.

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Im Landkreis Gifhorn hatte sich eine, kleine Initiativgruppe zur Vorbereitung der Gründung eines Maschinenringes gebildet. Sie lud mich eines Tages zu einem Vortrag ein. Ich sollte zu dem Thema "Kostensenkung durch Maschinenringe" sprechen. In dem Versammlungsraum saßen über einhundertfünfzig Landwirte. Mein Vortrag sollte sie für die Gründung eines Maschinenringes motivieren. Meine Rede hatte folgenden gekürzten Wortlaut:

Wir sprechen in der Beratung oft von der Notwendigkeit, die Kosten im landwirtschaftlichen Betrieb zu senken. Darin wird ein wirksames Mittel gesehen, das Einkommen in der Landwirtschaft zu steigern. Ein wichtiger Ansatzpunkt für die Kostensenkung im landwirtschaftlichen Betrieb ist die gute Ausnutzung der Maschinen, insbesondere der Schlepper [372] und der teuren Erntemaschinen für Getreide, Hackfrüchte und Futter.

Wenn ein Getreide-Zuckerrübenbaubetrieb von einhundert Hektar ohne Rindviehhaltung nur Mähdruschfrüchte und Zuckerrüben anbaut, so ist seine Vollmechanisierung kein betriebswirtschaftliches Problem. Er kann seine Schlepper, seinen Mähdrescher mit Korntank und seinen Bunkerköpfroder mit den vorhandenen Flächen gut ausnutzen. Das wirkt sich auf den Maschinenneuwertbesatz günstig aus und führt zu niedrigen Maschinenkosten.

Sehr viel schwieriger ist die Vollmechanisierung eines Gemischbetriebes von fünfundzwanzig Hektar, der in Ihrem Raum stark vertreten ist. Ein solcher Betrieb wird durch seine Standortverhältnisse gezwungen, zwei Hackfrüchte, Kartoffeln und Zuckerrüben anzubauen. So entfallen auf Getreide, auf Kartoffeln und auf Zuckerrüben so kleine Anbauflächen, daß sich die Anschaffung eigener Maschinen nicht lohnen würde. Da auch in dieser Betriebsgröße die Vollmechanisierung nicht zu umgehen ist, wird oft getreu dem Grundsatz "Kumpanei ist Lumperei" versucht, den Hof ohne zwischenbetriebliche Zusammenarbeit zu technisieren. Das führt dann zwangsläufig entweder in die Sackgasse der Kleinmaschinen, die die Arbeitsproduktivität nicht genügend steigern, oder in die Sackgasse eines überhöhten Maschinenkapitalbesatzes.

Arbeitsüberlastung, zu hohe Maschinenkosten, Verschuldung sind häufig die Folgen einer verkehrten oder übertriebenen Mechanisierung. Andererseits muß der Doppelzentner Getreide und Zuckerrüben bei oft doppelt so hoher oder gar dreifacher Belastung mit Maschinenkosten zum gleichen Preis an die Genossenschaft und die Zuckerfabrik abgesetzt werden wie von den mit niedrigen Kosten wirtschaftenden großen Betrieben. Das schlägt sich in großen Einkommensunterschieden zwischen den landwirtschaftlichen Betrieben mit niedrigen und mit hohen Arbeitserledigungskosten nieder.

In einigen Bezirken des Bereiches der Landwirtschaftskammer Hannover, besonders dort, wo kleinere Gemischbetriebe [373] vorherrschen, hat man aus der Gefahr heraus, mit der Mechanisierung in eine Sackgasse zu rennen, die notwendigen Schlußfolgerungen gezogen. Der hier unbedingt notwendige Maschineneinsatz wurde in Maschinenringen organisiert.

Ich möchte an dieser Stelle nicht zu der Auseinandersetzung zwischen den Verfechtern des Maschinenringes mit nebenamtlichen Vermittlern und den Anhängern des Maschinenringes mit einem hauptamtlichen Geschäftsführer Stellung nehmen. Es ist durch Beispiele erwiesen, daß ein tüchtiger Geschäftsführer eines Maschinenringes mit dreihundert oder vierhundert Mitgliedern den überbetrieblichen Maschineneinsatz in den angeschlossenen Betrieben intensiver organisieren kann als Vertrauensleute, die die Vermittlung nur nebenbei ausführen. In einem intensiv geführten Großring ist jeder teilmechanisierte Betrieb vom Tage des Eintritts an vollmechanisiert. Er kann seine Arbeit ohne eine zusätzliche Maschinenanschaffung von Schleppern, Einzelkorndrillgeräten, Spritzgeräten, Mähdreschern, Kartoffelsammelrodern, Feldhäckslern ausführen lassen, die in anderen Mitgliedsbetrieben vorhanden sind. Die Kosten, die das verursacht, sind auf Selbstkostenbasis kalkuliert. Sie decken also die Aufwendungen, die der Ausführende hat, sind aber nicht höher, als sie bei Eigenmechanisierung mit guter Maschinenausnutzung wären. Außerdem können die Ausgaben für die in Anspruch genommenen Arbeiten durch Einnahmen wieder hereingeholt werden, indem nicht ausgenutzte Maschinen in Nachbarbetrieben eingesetzt werden.

So können also trotz voll mechanisierter Arbeitsketten das Maschinenkapital niedrig gehalten und die Arbeitserledigungskosten gesenkt werden. Diese Auswirkungen des zwischenbetrieblichen Maschineneinsatzes stellen sich natürlich nicht sofort ein. Sie sind das Ergebnis einer vertrauensvollen Zusammenarbeit des einzelnen Betriebsleiters mit dem Geschäftsführer und einer sich über einige Jahre erstreckenden betrieblichen Spezialisierung.

So wird bereits in zehn Maschinenringen im Bereich der Land[374]wirtschaftskammer Hannover mit hauptamtlichen Geschäftsführern erfolgreich gearbeitet. Diese Ringe erhalten Zuschüsse nach den Richtlinien des Landes Niedersachsen. Allein im vorigen Jahre wurden fünf Maschinenringe mit hauptamtlichem Geschäftsführer neu gegründet. Sie haben inzwischen alle ihren Mitgliederbestand erhöhen können. Das Interesse der Landwirte, am zwischenbetrieblichen Maschineneinsatz in der Form des Maschinenringes teilzunehmen, ist also sehr groß. Nicht nur die Mitgliederzahl in den Ringen steigt, es besteht auch die Absicht, weitere Maschinenringe zu gründen. Diese Entwicklung wird von der Landwirtschaftskammer und vom Niedersächsischen Landwirtschaftsminister nach Kräften gefördert. So ist zur Fortbildung und für den Erfahrungsaustausch der Vorsitzenden und der Geschäftsführer von Maschinenringen für diesen Winter ein Seminar geplant. Es wird vom 31. Januar bis 3. Februar 1966 von meiner Arbeitsgruppe in der Deula-Schule, Nienburg, durchgeführt.

Wir versprechen uns hiervon einen weiteren Anstoß für eine befriedigende weitere Entwicklung der Maschinenringe. Damit hoffen wir, dem Ziel, das landwirtschaftliche Einkommen durch rationelle Nutzung der Maschinen und durch Betriebsspezialisierung zu steigern, einen Schritt näher gekommen zu sein.

Der Vortrag fiel auf fruchtbaren Boden. Die anwesenden Landwirte gründeten einen Maschinenring, der sich im Laufe der nächsten Jahre gut entwickelte und die von mir geweckten Hoffnungen voll und ganz erfüllte.


 
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© 2000   Volker J. Krueger, heim@thorn-wpr.de
letzte Aktualisierung: 30.07.2004